Lieferengpässe gehören zum Apothekenalltag. Schwierig wird es, wenn der/die Apotheker:in oder PTA kein Alternativprodukt bestellen kann und es zum Wirkstoffaustausch kommt. Das könnte beim ACE-Hemmer Quinapril bald der Fall sein. Die Äquivalenzdosistabellen der Arzneimittelkommission (AMK) können eine Hilfestellung sein.
Quinapril gehört zu den ACE-Hemmern. Der Wirkstoff wird bei arterieller Hypertonie und Herzinsuffizienz eingesetzt. Durch eine Hemmung des Angiotensin Converting Enzymes (ACE) und einer daraus resultierenden verminderten Bildung von Angiotensin I und Angiotensin II kommt es zu einem reduziertem Gefäßtonus und einer geringeren Aldosteron-Freisetzung aus der Nebennierenrinde. Aldosteron zeigt eine ähnliche Wirkung auf das Herz wie Angiotensin II.
Um eine Alternative zu Quinapril zu finden können Apotheker:innen und PTA die Äquivalenzdosistabellen der AMK zur Hilfe nehmen. In der Tabelle zu den ACE-Hemmern werden die Wirkstoffe Quinapril, Benazepril, Captopril, Cilazapil, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Perindopril-Erbumin und Perindopril-Arginin, Ramipril, Trandolapril und Zofenopril genannt.
Alle ACE-Hemmer sind zur Behandlung der Hypertonie zugelassen. Anders sieht das bei der Herzinsuffizienz aus: Hier werden laut ESC-Leitlinie (European Society of Cardiology) lediglich die Wirkstoffe Captopril, Enalapril, Lisinopril, Ramipril und Trandolapril empfohlen. Die in der AMK-Tabelle angegebenen empfohlenen Initialdosen und maximalen Erhaltungsdosen können im Einzelfall von der jeweiligen Fachinformation abweichen.
Für einige Patient:innen könnte der Lieferengpass von Quinapril doppelt ärgerlich sein. Denn durch die immer wieder aufflammenden Defekte bei den Sartanen wurden Hypertoniker auf ACE-Hemmer umgestellt. Patient:innen, die von Valsartan & Co. auf Quinapril umgestellt wurden, müssen unter Umständen bald erneut einen alternativen Wirkstoff einnehmen.
Arzneimittel-induzierter Husten: ACE-Hemmer können ab Therapiebeginn zu anhaltendem Husten führen. Patient:innen, die unter Quinapril keinen Husten hatten, können nach der Umstellung von dieser unerwünschten Begleiterscheinung erstmalig berichten. Der Reizhusten entsteht dadurch, dass die vasoaktive Substanz Bradykinin durch ACE inaktiviert wird. Das Kinin ist an Entzündungsprozessen beteiligt, ähnlich dem körpereigenen Stoff Histamin; es erhöht die Gefäßdurchlässigkeit und den Tonus der glatten Muskulatur, so auch in der Lunge. Bei der Einnahme eines ACE-Hemmstoffes wird der Stoffwechselweg von Angiotensin zu Angiotensin II geblockt, Bradykinin kann nicht ausreichend abgebaut werden. Bei erhöhtem Bradykinin–Spiegel ist die Lunge empfindlicher gegen äußere Reize und ein Reizhusten entsteht.
APOTHEKE ADHOC Debatte