Pseudoephedrin macht nicht nur die Nase frei, sondern kann auch schwerwiegende unerwünschte Wirkungen haben. Vor Kurzem hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) daher Maßnahmen zur Risikominimierung für das posteriore reversible Enzephalopathiesyndroms (PRES) sowie das reversible zerebrale Vasokonstriktionssyndroms (RCVS) beschlossen.
Pseudoephedrin ist fester Bestandteil verschiedener Erkältungskombis und kommt auch bei allergischer Rhinitis zum Einsatz. Außerhalb Deutschlands ist Pseudoephedrin zur Behandlung einer Entzündung des Mittelohrs aufgrund plötzlicher Luftdruckänderungen zugelassen. Das indirekte Sympathomimetikum, wirkt stimulierend. Es werden verstärkt Katecholamine ausgeschüttet und deren Wiederaufnahme gehemmt. Die Gefäße verengen sich und die Nasenschleimhäute schwellen ab. Die Freisetzung von Noradrenalin führt nicht nur eine Verengung der Blutgefäße herbei, sondern sorgt auch dafür, dass weniger Flüssigkeit in den Gefäßen freigesetzt wird – Schwellung der Nasen und Schleimproduktion in der Nase nehmen ab. Der Wirkstoff ist lipophil und somit ZNS-gängig. Die Konzentration, die Wahrnehmung von Sinnesreizen und die Reaktionszeit können beeinflusst werden.
Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Bei Anwendung von Pseudoephedrin besteht das Risiko für PRES und RCVS. Hierbei handelt es sich um seltene Krankheitsbilder, die mit einer verminderten Blutversorgung des Gehirns einhergehen und zu schweren, lebensbedrohlichen Komplikationen führen können. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung klingen die Symptome von PRES und RCVS in der Regel ab.
Eine Untersuchung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA bestätigte Der CHMP bestätigte, dass Patient:innen mit schwerem oder unkontrolliertem – nicht behandeltem oder therapieresistentem – Bluthochdruck oder Patient:innen mit schweren akuten oder chronischen Nierenerkrankungen oder Nierenversagen keine Pseudoephedrin-haltigen Arzneimittel anwenden sollten.
Haben betroffene Personen Pseudoephedrin-haltige Arzneimittel angewendet und bemerken Symptome von PRES und RCVS wie beispielsweise starke, plötzlich auftretende Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit, Krampfanfälle und Sehstörungen soll die Einnahme beendet und sofort eine Arztpraxis aufgesicht werden.
Die Produktinformationen aller Pseudoephedrin-haltiger Arzneimittel müssen entsprechend aktualisiert werden, um das Risiko für PRES und RCVS zu minimieren. Schon jetzt sind in den Produktinformationen Einschränkungen und Warnhinweise zur Verringerung der kardiovaskulären und zerebrovaskulären ischämischen Risiken enthalten.
Die Stellungnahme des CHMP wird an die Europäische Kommission weitergeleitet, die eine rechtsverbindliche Entscheidung für die gesamte EU treffen wird.
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