Kein Herz-Kreislauf-Schutz durch Vitamin D APOTHEKE ADHOC, 25.07.2019 15:10 Uhr
Der Hype um Vitamin D ist immer noch groß: Unter anderem wird dem „Sonnenvitamin“ ein positiver Einfluss auf kardiokaskuläre Ereignisse zugesprochen. Eine Meta-Analyse zeigte nun jedoch, dass eine langfristige Vitamin-D-Supplementierung keine Verbesserung mit sich bringt: Aufgrund der Ergebnisse, sehen die Autoren Vitamin D nicht als geeginete Prävention an.
Einige Beobachtungsstudien hatten in der Vergangenheit einen Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Einnahme und einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse hergestellt. Daher wurde die regelmäßige Zufuhr von Vitamin D empfohlen, um das Risiko zu senken. Die durchgeführte Meta-Analyse widerlegte dies nun: Die 21 analysierten Studien beschäftigten sich mit den Effekten einer langfristigen Einnahme von Vitamin D von mindestens einem Jahr oder länger. Während der Einnahme wurde der Zusammenhang mit kardiovaskulären Ereignissen und Tod dokumentiert.
Die 83.291 Patienten wurden randomisiert und erhielten entweder Vitamin D oder Placebo. Das durchschnittliche Alter lag bei 65,9 Jahren, 74,4 Prozent der Teilnehmer waren weiblich. Bei der Analyse zeigte sich, dass die 41.669 Patienten, die Vitamin D erhalten hatten, im Vergleich zur Placebo-Gruppe nicht weniger unter Myokardinfarkt, Schlaganfall oder anderen kardiovaskulären Ereignissen litten. Kardiovaskuläre Mortalität und Gesamtmortaliät waren ebenfalls gleich.
Der Hype um Vitamin D hat im letzten Jahrzehnt zu einer Verhundertfachung von Vitamin-D-Messungen und Supplementierungen geführt. Es wird immer noch häufig als „Heilmittel“ für einige Erkrankungen angepriesen. Dass Vitamin D eine Wunderwaffe in der Prävention von Tumoren ist, widerlegten Wissenschaftler im vergangenen Jahr. Zwei im „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) veröffentlichte Phase-II-Studien untersuchten die Wirksamkeit von hochdosiertem Vitamin D in Bezug auf die Therapie von Darmkrebs.
Zusammenfassend kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss: Es gibt nur wenige Hinweise für einen linearen kausalen Zusammenhang zwischen genetisch determinierten Vitamin-D-Spiegeln im Blut und dem Risiko für Prostata-, Brust-, Lungen-, Ovarial- und Pankreaskrebs sowie kolorektalem Karzinom und Neuroblastom. Auch wenn der Zusammenhang zwischen einem hohen Vitamin-D-Spiegel und einem geringeren Risiko, an Krebs zu erkranken, nicht signifikant sei, könne ein klinisch relevanter Effekt von geringer Größenordnung nicht ausgeschlossen werden.
Fettreicher Fisch, Leber, Eier, Butter und einige Käsesorten sind Vitamin-D-Lieferanten. Um den übrigen Bedarf zu decken, benötigen wir die in der Sonnenstrahlung enthaltene UVB-Strahlung. Trifft sie auf unsere Haut, beginnt unser Körper mit der Produktion des Vitamins. In der Leber wird die Vorstufe Calcidiol gebildet, welches dann in den Zellen des Körpers in die eigentliche Wirkform, das Hormon Calcitriol, umgewandelt wird.
Da das Vitamin fettlöslich ist, kann es im Körper gespeichert und so über die dunklen Wintermonate weiter abgegeben werden. Meist reicht die über den Sommer angereicherte Menge jedoch nicht aus, daher ist es sinnvoll im Winter zu substituieren. Um den Bedarf in unseren Breitengraden zu decken, müssten wir uns in den wärmeren Monaten von April bis September jeden Tag zwischen 11 und 16 Uhr, je nach Hauttyp, etwa 10 bis 30 Minuten in der Sonne aufhalten und zumindest Gesicht und Arme unbedeckt lassen.
Die Symptome eines Mangels sind unspezifisch: Ständige Müdigkeit, Erschöpfung bis hin zur Depression, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen sowie Haut- und Schlafprobleme, aber auch Knochenschmerzen und Osteoporose können die Folge eines ausgeprägten Mangels sein. Ab einer Blutkonzentration von weniger als 20 ng/ ml spricht man bereits von einem Mangel. Eine Unterversorgung muss ausgeglichen werden, denn das Vitamin übernimmt zahlreiche Aufgaben im Körper.
So spielt es zum Beispiel eine zentrale Rolle bei der Einlagerung von Calcium in die Knochen und nimmt Einfluss auf das Knochenwachstum sowie die Entwicklung und Erhaltung gesunder Knochen. Deshalb ist es vor allem für Neugeborene und Kinder im Wachstum, aber auch für Senioren, deren Knochendichte im Alter abnimmt, wichtig, einen gesunden Vitamin-D-Spiegel aufzuweisen. Bei Kindern wird auch zur Vorbeugung von Knochenverformungen oder Rachitis deshalb schon vorbeugend supplementiert. Neben der Bedeutung für die Knochen hat das Vitamin auch Einfluss auf das Immunsystem.
Sowohl eine Immunschwäche, als auch eine Überreaktion, wie sie zum Beispiel bei Allergien vorkommt, kann durch einen Mangel an Vitamin D begünstigt werden. Bei wiederkehrenden Infekten oder Allergien ist daher oft auch eine Zuführung von Vitamin-D-Präparaten sinnvoll. Auch bei Hautproblemen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis kann eine Verbesserung auftreten.