Ein neuartiger Ballonkatheter soll Patienten mit Durchblutungsstörungen in den Beinen Amputationen ersparen. Bislang dehne ein solcher Katheter zwar verengte Blutgefäße, sechs Monate später zögen sich diese jedoch oft wieder zusammen, teilte Universitätsklinikum am Donnerstag mit. Beim Oberschenkel geschehe das zum Beispiel in mehr als der Hälfte der so behandelten Fälle. Dann drohe eine Amputation. Tübinger Ärzte haben die Ballonkatheter nun mit dem Wirkstoff Paclitaxel beschichtet und nachgewiesen, dass sich dadurch die Gefäße deutlich seltener verengen. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Von 154 Patienten wurde ein Teil mit üblichen Ballonkathetern behandelt ein anderer mit beschichteten. Zwei Jahre später hatten fast 50 Prozent der ersten, aber nur 15 Prozent der zweiten Gruppe erneut Beschwerden. „Die Ergebnisse werden zu einem Umdenken in der Therapie von Gefäßverschlüssen führen“, sagte Professor Dr. Gunnar Tepe von der Radiologischen Klinik des Tübinger Universitätsklinikums, der die Forschungen geleitet hat.
Paclitaxel wird auf den Ballonkatheter aufgebracht. Beim Aufblasen des Ballons wird dann gleichzeitig das Gefäß gedehnt und der Wirkstoff in die verengte Gefäßwand gedrückt. Die glatten Gefäßmuskelzellen hören den Angaben zufolge auf zu wachsen. Normalerweise seien es diese Muskelzellen, die das Gefäß erneut einengten.
„Bei Patienten, bei denen wir früher zu einer aufwendigen Operation geraten hätten, ist nun die Behandlung mit einem Katheter möglich“, erläuterte Tepe. Derzeit ist der beschichtete Ballonkatheter noch im Zulassungsverfahren. Tepe sagte, er hoffe auf eine schnelle Entscheidung.
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