Bei entzündungsbedingten Rücken- und Gelenkschmerzen kommen unter anderem topsiche und orale Zubereitungen mit Ibuprofen und Diclofenac zum Einsatz. Studien zeigen, dass Ibuprofen weniger kardiovaskuläre Nebenwirkungen verursacht.
Schmerzmittel gehören zu den Schnelldrehern in der Apotheke. In diesem Jahr soll der Umsatz laut Statista rund 0,73 Milliarden Euro betragen. In den kommenden Jahren soll das Marktvolumen laut Prognosen bis 2029 auf 0,95 Milliarden Euro steigen und somit ein jährliches Umsatzwachstum von mehr als 5 Prozent verzeichnen. Dabei ist Ibuprofen der „Liebling“ der Deutschen, wenn es um die Behandlung von Schmerzen geht. Bei entzündungsbedingten Rücken- und Gelenkschmerzen kommt auch Diclofenac im Rahmen der Selbstmedikation zum Einsatz. Doch das nicht-steroidale-Antirheumatikum besitzt im Vergleich zu Ibuprofen ein ungünstigeres Nebenwirkungspotenzial. So werden Ibuprofen im Vergleich kaum kardiovaskuläre Nebenwirkungen zugesprochen.
Das ist auch das Ergebnis verschiedener Studien. Zum einen zeigt eine im National Institutes of Health veröffentlichte Studie, dass das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfall, Myokardinfarkt und Herzkreislauferkrankungen unter oralem Ibuprofen signifikant geringer war als unter Diclofenac. Das Fazit: Die meisten verwendeten NSAR, mit Ausnahme von Naproxen, sind in hohen Dosen oder bei Personen mit diagnostizierter koronarer Herzkrankheit mit einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt verbunden. Bei Diclofenac und Rofecoxib war das Risiko in geringen und hohen Dosen erhöht.
Zum anderen bestätigt die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) für Ibuprofen im Rahmen der Selbstmedikation kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko – anders bei Diclofenac, für das die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie für selektive COX-2-Hemmer empfohlen werden. Von den Expert:innen heißt es: „Das kardiovaskuläre Risiko ist bei Ibuprofen in einer Dosis von bis zu 1200 mg pro Tag nicht erhöht.“ Um das kardiovaskuläre Risiko zu minimieren, sollten hohe Ibuprofen-Dosen von 2400 mg pro Tag oder mehr bei Patient:innen mit schwerwiegenden Grunderkrankungen des Herzens oder des Kreislaufs wie Herzinsuffizienz oder bei Patient:innen, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, vermieden werden.
Topische Zubereitungen mit Ibuprofen besitzen eine ähnliche Wirksamkeit wie orales Ibuprofen, wie Studien beispielsweise zur Behandlung akuter Weichteilverletzungen zeigen. Der Vorteil der topischen Präparate ist zudem das gute Nebenwirkungsprofil – vor allem bei Patient:innen, die eine Polymedikation erhalten und/oder bereits bestehende kardiovaskuläre Erkrankungen haben. Denn eine topische Behandlung ist mit weniger systemischen Nebenwirkungen verbunden, da der Wirkstoff direkt an den Schmerzort gelangt und sich kaum im Blut anreichert. Hierzu gibt es Untersuchungen bei Senioren. In einer Studie an Personen der Generation 65+ berichteten 96 Prozent der Proband:innen von einer signifikanten Schmerzlinderung durch topisches Ibuprofen.
Ibuprofen gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 und somit die Prostaglandinbildung. Der Wirkstoff kommt bei leichten bis mäßig starken Schmerzen zum Einsatz. Dosiert wird in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht. Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene nehmen als Einzeldosis 200 bis 400 mg, die Tageshöchstdosis liegt bei 1.200 mg Ibuprofen.
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