Influenza

Kanada: Aussicht auf pflanzlichen Grippeimpfstoff

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Berlin -

Die kanadische Arzneimittelagentur Health Canada hat Medicago, einem Biotechnologie-Unternehmen mit Schwerpunkt in der Entwicklung und Herstellung von pflanzlichen Impfstoffen, den Zulassungsantrag für einen pflanzlichen, rekombinanten, quadrivalenten, virusähnlichen (QVLP) Grippeimpfstoff zur wissenschaftlichen Prüfung genehmigt. Wird er zugelassen, könnte er in Kanada schon in der nächsten Saison zur Verfügung stehen.

Bei dem Grippeimpfstoff handelt es sich um eine innovative Technologie: Sie nutzt die Fähigkeit natürlicher, nicht transgener Pflanzen, als „Minifabriken“ zu fungieren. Diese produzieren rekombinante Proteine zur Erzeugung der virusähnlichen Partikel (VLP) für den Impfstoff. Durch diese Art der Herstellung soll das Risiko für Virusmutationen reduziert werden, welche bei anderen Herstellungs-Techniken die Wirksamkeit beeinträchtigen können. Die VLPs sollen das Grippevirus in Größe und Form nachahmen – sie sind jedoch nicht infektiös, da ihnen das genetische Material zur Reproduktion fehlt.

„Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Vermarktung", sagte Dr. Bruce Clark von Medicago. Die Genehmigung des Zulassungsantrags gebe dem Unternehmen die Möglichkeit, einen innovativen Grippeimpfstoff auf den Markt zu bringen, der mithilfe der Stoffwechselkapazität von Pflanzen hergestellt werden kann. Wenn Medicago die Zulassung erhält, kann der QVLP-Impfstoff eine Alternative zu den derzeitig zugelassenen Impfstoffen zur Vorbeugung saisonaler Grippeinfektionen darstellen. Je nachdem, wann die Prüfung durch die Aufsichtsbehörden abgeschlossen ist, könnte der neue Impfstoff in Kanada möglicherweise schon vor der nächsten Grippesaison 2020 auf den Markt kommen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) führen Grippeepidemien jedes Jahr zu drei bis fünf Millionen Fällen schwerer Erkrankungen und zu etwa 290.000 bis 650.000 Todesfällen weltweit. In Kanada sind laut Angaben der Behörden Grippe und Lungenentzündung unter den zehn führenden Todesursachen mit rund 12.200 Krankenhausaufhalten und 3500 Todesfällen pro Jahr.

Daher wird im Bereich der Grippeimpfungen weltweit vielseitig geforscht: Seqirus stellt seit diesem Jahr seinen Vierfach-Grippeimpfstoff Flucelvax Tetra auch in Deutschland zur Verfügung. Die Besonderheit: Der seit Dezember vergangenen Jahres zugelassene Impfstoff wird auf Basis von Zellkulturen hergestellt. Dadurch soll ebenfalls eine bessere Übereinstimmung mit den zirkulierenden Viren entstehen und der Impfschutz verbessert werden. Flucelvax Tetra bietet eine aktive Immunisierung gegen Influenzaviren durch eine Induktion humoraler Antikörper gegen die Hämagglutinine. Diese Antikörper neutralisieren Influenzaviren.

Bisherige Grippeimpfstoffe werden mit Hilfe von bebrüteten Hühnereiern hergestellt. Dazu müssen die humanen Influenzaviren an die Bedingungen des Eis angepasst werden. Häufig weichen die Viren des Impfstoffes laut Seqirus von den saisonal vorherrschenden Influenzaviren in ihrer Struktur ab. Dies könne eine suboptimale Wirksamkeit der Vakzine zur Folge haben. Flucelvax Tetra wird nicht in bebrüteten Hühnereiern, sondern mittels Säugetierzellen produziert. Für die Herstellung wird die MDCK-Zelllinie (Madin-Darby Canine Kidney) genutzt.

Der Vorteil soll darin bestehen, dass sich das Virus nicht mehr an das biologische Umfeld anpassen muss. Dadurch soll es eine besonders hohe Übereinstimmung mit den zirkulierenden Influenzaviren aufweisen. Die Wirksamkeit im Vergleich zu anderen Grippeimpfstoffen soll dadurch erweitert sein. Auch Personen mit klinisch sehr schwerer Hühnereiweißallergie können vom neuartigen Impfstoff profitieren. Betroffene können bereits beim Zuführen geringster Mengen Hühnereiweiß eine Schockreaktion mit Atemnot erleiden. Auch chronisches Asthma aufgrund einer Hühnereiweißallergie kann möglich sein.

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