Neue Art der Wundheilung

Kaltes Plasma heilt chronische Wunden

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Berlin -

Eine Studie von Medizinern der Herz- und Diabeteszentren Bad Oeynhausen und Karlsburg hat herausgefunden, dass Kaltplasma Wunden heilen kann. Der zugehörige Plasma-Stift zur Behandlung wurde in Greifswald entwickelt.

Vom diabetischen Fußsyndrom verursachte chronische Wunden können einer Studie zufolge durch eine Behandlung mit Kaltplasma schneller heilen. Die Plasma-Behandlung müsse zusätzlich zur Standardtherapie erfolgen, heißt es in der Studie, die im Juli im „Journal of the American Medical Association“ (JAMA Network Open) publiziert wurde. Wie das Greifswalder Unternehmen neoplas tools am Mittwoch mitteilte, wurde dafür der unternehmenseigene Plasmajet kINPen Med verwendet, der gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) entwickelt wurde. Zur Plasmaherstellung wird das Edelgas Argon verwendet. Das Plasma hat nichts mit dem gleichnamigen flüssigen, zellfreien Bestandteil des Blutes zu tun.

Der Publikation zufolge wurde seit langem vermutet, dass die Anwendung von kalten Plasmen den Heilungsprozess bei chronischen Wunden stimulieren und zu einem schnelleren Wundverschluss beitragen kann. Dieser Effekt wurde nun in einer klinischen Studie von Medizinern und Wissenschaftlern am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen sowie am Klinikum Karlsburg in Mecklenburg-Vorpommern klinisch belegt. Dabei seien 62 durch den diabetischen Fuß verursachte Wunden bei 43 stationär behandelten Patienten untersucht worden. Die Wunden hätten trotz Standardtherapie drei Wochen lang keine Heilungstendenzen gezeigt.

Die Patienten wurden in zwei Gruppen von je 31 Wunden unterteilt. Nach vierzehntägiger Behandlung hatte sich die Wundoberfläche bei den mit Kaltplasma behandelten Wunden im Mittel um 69,5 Prozent reduziert. In der Placebogruppe betrug die Reduktion 44,8 Prozent. Unter Kaltplasmabehandlung wurden damit 55 Prozent mehr Wundfläche verschlossen als bei alleiniger Standardbehandlung, wie es hieß. Die Kaltplasmabehandlung sei schmerzfrei und gut verträglich. In der Studie seien keine Nebenwirkungen aufgetreten. Die Patienten sollen für fünf Jahre weiter beobachtet werden, um auch die langfristige Sicherheit der Behandlung bewerten zu können.

Die Unterschiede in der mikrobiellen Belastung der Wunden zwischen beiden Gruppen seien statistisch nicht signifikant gewesen. Der Forschungsleiter am Diabeteszentrum Bad Oeynhausen und Erstautor der Studie, Bernd Stratmann, sagte: „Atmosphärisches Kaltplasma besitzt einen eigenständigen Wundheilung-aktivierenden Effekt, der sich nicht allein durch die antimikrobielle Wirkung des Plasmas erklären lässt.“ Eine schnellere Wundheilung führe zu früheren Entlassungen der Patienten aus der Klinik, sagte der Direktor des Diabeteszentrums Bad Oeyhausen, Diethelm Tschöpe. Dadurch seien Kaltplasmabehandlungen auch gesundheitsökonomisch von Relevanz. Die Behandlung chronischer Wunden koste das Gesundheitssystem rund 10.000 Euro pro Jahr und Patient.

In Deutschland leiden den Autoren der Studie zufolge etwa 900.000 Menschen an chronischen, das heißt schlecht oder gar nicht heilenden Wunden. Eine der häufigsten Ursachen chronischer Wunden ist das Diabetische Fußsyndrom. Etwa 70 Prozent aller in Deutschland vorgenommenen Amputationen gehen darauf zurück.

Bisweilen wird die feuchte Wundversorgung bei chronischen Wunden bevorzugt. Alginate und Schaumauflagen können tiefe Wunden, zum Beispiel im Rahmen eines Dekubitus, heilen. Doch auch bei kleineren Wunden, wie Operationsnarben, setzen Ärzte häufiger auf Hydrogel oder Hydrokolloid Pflaster. Die Anwendung mindert die Narbenbildung, da ein optimales Wundheilungs-Milieu entsteht. Auch bei Blasenpflastern bedient man sich dem Prinzip der feuchten Wundversorgung – die Blasenpflaster halten mehrere Tage sind wasserfest und verrutschen nicht. Bei kleinen alltäglichen Schnitt- und Schürfwunden ist das einfache Pflaster ausreichend.

 

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