Kaltes Plasma: Erste Leitlinie gibt Hinweise Cynthia Möthrath, 16.06.2022 08:17 Uhr
Chronische Wunden stellen sowohl Betroffene wie auch die versorgenden Expert:innen vor Herausforderungen. Seit einigen Jahren hat sich kaltes Plasma in der Therapie bewährt. Nun gibt eine erste S2k-Leitlinie Hinweise.
Die Versorgung von chronischen Wunden ist aufwendig und kompliziert – oft ist die Erfolgsquote ernüchternd. Zu den bekanntesten Beispielen zählen Druckgeschwüre und das diabetische Fußsyndrom. Doch auch Superinfektionen mit Pilzen oder Bakterien können langwierige Verläufe nach sich ziehen.
Was ist blaues Plasma?
Seit einigen Jahren ist die Behandlung mit blauem Plasma in den Fokus gerückt: Bei kaltem Plasma handelt es sich um einen Aggregatzustand, den ein Gas haben kann, wenn ihm genug Energie zugeführt wird. Dabei wird die normale Umgebungsluft durch Energiezufuhr ionisiert und bekommt neue Eigenschaften. Damit verbunden ist die Erzeugung von elektrischen Wechselfeldern, Licht im UV- und Infrarot-Bereich, die Bildung von Ionen sowie eine leichte Erhöhung der Temperatur.
Im Sinne der Leitlinie handelt es sich um „ionisiertes Gas im Temperaturbereich der Körpertemperatur, das mit als Medizinprodukt zugelassenen Geräten unmittelbar während der Behandlung generiert und appliziert werden kann.“
Die neue Leitlinie zur Therapie von chronischen Wunden mit kaltem Plasma wurde unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) erarbeitet. Demnach kann die Behandlung bei verschiedenen Indikationen zum Einsatz kommen:
- schlecht heilende und chronische Wunden
- Therapie erregerbedingter Hauterkrankungen
- Behandlung mikrobiell infizierter Haut‐, Schleimhaut‐, Wund‐ und Tumoroberflächen
Welche Wirkungen werden der Behandlung zugeschrieben?
Durch die bioaktive Eigenschaft werden Bakterien, Pilze und andere Keime in Sekundenschnelle abgetötet. „Gegenwärtig werden für medizinische Anwendungen vor allem zwei Plasmaeffekte genutzt, zum einen die effektive Inaktivierung von Mikroorgansimen, die auch multiresistente Krankheitserreger einschließt, und zum anderen die Stimulation der Zellproliferation und Mikrozirkulation, aus der die Regeneration zerstörter Gewebeverbände resultiert“, erläutert die Leitlinie.
Plasmageräte, die in der Wundbehandlung zum Einsatz kommen, tragen eine CE‐Zertifizierung als Medizinprodukte der Klasse IIa. Beispiel für eine derartige Behandlung ist die patentierte „Active Glow Technologie“ von Coldplasmatech. Im Rahmen der VISION.A 2021 powered by NOVENTI und APOTHEKE ADHOC wurde dem Projekt der VISION.A Award Bronze im Bereich Marken & Innovationen verliehen.
Wie funktioniert das in der Praxis?
Die Technologie kann großflächig, schnell und schmerzfrei erfolgen. Mit dem „CPTpatch“ wurde eine aktive Wundauflage entwickelt, die auch für chronische Wunden geeignet ist. Eine Behandlung dauert nur zwei Minuten. Erste Resultate können bereits nach wenigen Behandlungstagen sichtbar sein. Bei dem Patch handelt es sich um eine sterile, aktive Wundauflage für den einmaligen Gebrauch. Sie besitzt einen atraumatischen, selbstklebenden Rand zur einfachen Befestigung auf dem zu behandelnden Wundareal.
In der Praxis läuft die Anwendung von Coldplasmatech wie folgt: Die Cubes werden durch Arztpraxen, medizinische Versorgungszentren oder Sanitätshäuser angemietet und für die Sitzungen zur Verfügung gestellt, wodurch für die Patient:innen keine Kosten entstehen. Der Arzt/die Ärztin kann die Patches mittels PZN verordnen, sodass diese über Apotheken bezogen werden können. Da es sich bei den Patches um erstattungsfähige Produkte handelt, können sie durch die Krankenkasse erstattet werden.