Kaliumkanalblocker: Nasenspray gegen Schlafapnoe Sandra Piontek, 25.03.2024 15:26 Uhr
Schlafapnoe kann langfristig zu Folgeerkrankungen, wie erhöhtem Blutdruck führen. Zudem weisen Menschen mit nächtlichen Atemaussetzern ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen auf. Australische Forscher:innen haben nun entdeckt, dass ein Nasenspray das Potenzial hat, die Schwere einer Schlafapnoe zu reduzieren.
Gelegentliches Schnarchen an sich muss nicht gefährlich sein. Erst wenn dies mit mehrfachen Atemaussetzern verbunden ist, kann eine sogenannte obstruktive Schlafapnoe (OSA) dahinterstecken. Die Atmung wird während des Schlafes flacher und setzt für mindestens zehn Sekunden wiederholt aus, während sich die Muskeln im hinteren Teil des Rachens entspannen und die oberen Atemwege verengen.
Diese Atempausen können mehrere hundertmal pro Nacht auftreten und schlimmstenfalls bis zu Minuten andauern. In Folge kommt es durch den Kollaps im Bereich der oberen Atemwege zu einem Abfall der Sauerstoffkonzentration im Blut und einer Minderversorgung der Organe. Da das Gehirn als erstes betroffen ist, kommt es zu Weckreaktionen, welche den Schlaf unterbrechen. Wichtige Schlafstadien werden nicht erreicht, und die körperliche sowie psychische Erholung leiden massiv.
Das Problem: „Behandlungsoptionen sind begrenzt, und während kontinuierliche positive Atemwegsdruck-Maschinen (CPAP) eine bewährte Behandlung für OSA sind, haben etwa 50 Prozent der Menschen Schwierigkeiten, sie zu tolerieren“, so Danny Eckert, College of Medicine and Public Health. Diese Geräte kommen vor allem in der Intensivmedizin zum Einsatz, behandeln aber auch das OSA-Syndrom.
Australische Forscher:innen konnten nun im Rahmen einer Studie belegen, dass ein Kaliumkanalblocker-Nasenspray das Potential hat, Millionen Betroffenen zu helfen. Die Ergebnisse wurden im „Journal of Heart and Circulatory Physiology“ veröffentlicht. Ziel der Studie war es, die Auswirkungen des Nasensprays auf die Schwere der OSA zu bestimmen: „Bei Verwendung in einem Nasenspray haben die Blocker das Potenzial, die Aktivität der Muskeln zu erhöhen, die die oberen Atemwege offen halten und die Wahrscheinlichkeit des Zusammenbrechens der Kehle während des Schlafes verringern“, so Erstautor Dr. Amal Osman.
Für die randomisierte Blindstudie erhielten zehn Personen mit diagnostizierter OSA per Zufallsprinzip entweder das Kaliumblocker-Nasenspray, ein Placebo-Nasenspray oder eine Kombination des Kaliumnasalsprays und einer Art Kinnriemen, um die Nasenatmung sicherzustellen.
Das Ergebnis: „Die getestete nasale Sprayanwendung des Kaliumkanalblockers ist sicher und gut verträglich“, so Osman. Zudem sprachen sieben der Teilnehmenden positiv auf das Kaliumkanalblocker-Nasenspray an und zeigten eine geringere Häufigkeit von Atemaussetzern während des Schlafs. „ Wir konnten ebenfalls einen niedrigeren Blutdruck am nächsten Morgen feststellen“, so die Forschenden weiter. Wurde das Spray jedoch mit Maßnahmen zur Sicherstellung der Nasenatmung kombiniert, habe es nicht zu einer Verbesserung der Schlafqualität geführt.
„Diese Erkenntnisse bieten einen möglichen Weg zur Entwicklung neuer therapeutischer Lösungen für Menschen mit OSA, die CPAP-Maschinen und/oder Oberluftwegoperationen nicht vertragen, und solche mit dem Wunsch nach Alternativen zu bestehenden Therapien“, so Eckert. Und weiter: „Im Moment gibt es keine zugelassenen Medikamente zur Behandlung von OSA, aber durch diese Erkenntnisse und zukünftigen Forschungen kommen wir der Entwicklung neuer und wirksamer Medikamente näher, die sicher und einfach zu verwenden sind.“