Kalium: gesünderes Herz bei Frauen Sandra Piontek, 19.08.2022 11:53 Uhr
Kalium ist maßgeblich an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt. Die WHO empfiehlt eine erhöhte Aufnahme bei Bluthochdruck, da sich damit sowohl der systolische als auch diastolische Blutdruck senken lässt. Eine EPIC-Norfolk-Studie fand heraus, dass eine hohe Kaliumaufnahme unabhängig vom Kochsalzkonsum kardiovaskulären Ereignissen vorbeugen kann. Bei Frauen war der präventive Effekt stärker als bei Männern ausgeprägt.
Kalium ist ein lebensnotwendiges, positiv geladenes Ion und ein essenzieller Bestandteil des menschlichen Körpers. Gemeinsam mit Natrium und Chlorid gehört es zu den wichtigsten Elektrolyten des Körpers. Der größte Anteil von Kalium im Körper befindet sich zu 98 Prozent in den Zellen, vor allem in denen der Muskulatur mit 80 Prozent.
Als essenzieller Mineralstoff ist Kalium an vielen physiologischen Prozessen in jeder Zelle beteiligt:
- Bioelektrizität der Zellmembranen, d. h. normale neuromuskuläre Reizbarkeit, Reizbildung und Reizleitung des Herzens
- Regulation des Zellwachstums
- Beeinflussung von protektiven Gefäßfunktionen
- Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks
- Regulation des Säuren-Basen-Gleichgewichtes
- Beeinflussung der Freisetzung von Hormonen (z. B. Insulin aus den Beta-Zellen)
- Kohlenhydratverwertung und Eiweißsynthese
4,7 Gramm Kalium als Tagesdosis
Um physiologische Prozesse aufrechtzuerhalten, empfehlen Expert:innen mindestens 2 Gramm Kalium täglich über die Nahrung aufzunehmen. Unter präventiven Aspekten wird sogar eine Einnahme von 4,7 Gramm als angemessen betrachtet. Aufgrund neuer Erkenntnisse ist diese Menge erforderlich, um chronischen Erkrankungen wie erhöhtem Blutdruck, Kochsalzsensitivität, Nierensteinen, Verlust an Knochenmasse oder Schlaganfällen vorzubeugen bzw. sie zu vermindern oder zu verzögern. Laut einer Nationalen Verzehrstudie wird die empfohlene Menge an Kalium vor allem bei 90 Prozent der Frauen nicht erreicht. Dabei gibt es im Lebensmittelbereich viele Möglichkeiten, kaliumreich zu essen. Es sollte, wie bereits hinlänglich bekannt, auf unverarbeitete Lebensmittel zurückgegriffen werden.
Lebensmittel mit einem besonders hohen Kaliumgehalt
- Sojabohnen getrocknet: 1800 mg
- Aprikosen getrocknet: 1370 mg
- Weizenkleie: 1350 mg
- Pistazien: 1020 mg
- Tomatenmark: 1014 mg
- Rote-Bete-Blätter gekocht: 909 mg
- Linsen: 840 mg
- Rosinen: 749 mg
- Mandeln: 705 mg
Zusammenhang nur bei Frauen
Eine EPIC-Norfolk-Studie in England analysierte den Zusammenhang zwischen Kaliumaufnahme und Blutdruck. Hierfür wurden zwischen 1993 und 1997 40- bis 79-jährige Patient:innen von Hausarztpraxen aus Norfolk rekrutiert. Das Durchschnittsalter der weiblichen Teilnermerinnen lag bei 58 Jahren. Bei den Frauen bestand ein Zusammenhang zwischen Kaliumkonsum (g/Tag) und Blutdruck. Je höher die Kaliumaufnahme war, desto niedriger war der Blutdruck der Frauen. Nahmen die Frauen viel Natrium zu sich, war jedes Gramm Kalium mit einem um 2,4 mmHg niedrigerem Blutdruck verbunden. Bei Männern konnte dieser Zusammenhang nicht beobachtet werden. Forscher:innen konnten daraus schließen, dass sich durch eine hohe Kaliumaufnahme das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 13 Prozent senken lässt.
Was bedeutet das für die Apothekenpraxis?
Frauen mit Beratungsbedarf und Fragen zu Bluthochdruck können auf diese Studienergebnisse aufmerksam gemacht werden. Vorher sollte abgeklärt werden, ob Patientinnen Nierenfunktionsstörungen oder Tumorerkrankungen haben. Diese können dem Körper ein Zuviel an Kalium bescheren. Auch bestimmte Medikamente wie ACE-Hemmer, kaliumsparende Diuretika oder Antibiotika können eine Hyperkaliämie bedingen. Sind diese Faktoren ausgeschlossen, empfiehlt es sich die Ernährung entsprechend anzupassen. Häufig wird man in der Apotheke auch auf ein Abführmittelabusus aufmerksam. Dabei geht dem Körper viel Kalium verloren. Sind die Patient:innen beratungsresistent und wollen auf die Einnahme von Dulcolax und Co. nicht verzichten, kann man zusätzlich ein Kaliumpräparat anbieten. Da dieses wichtige Elektrolyt für die Peristaltik notwendig ist, kann eine Verminderung im Körper die Verstopfung zusätzlich durch Darmträgheit fördern.
Sportler:innen haben erhöhten Bedarf
Frauen und Männer, welche viel Sport betreiben, verlieren durch vermehrtes Schwitzen viele Mineralien. Wenn also Fragen zu einem Magnesiumpräparat aufkommen, sollte man auch immer auf eine erhöhte Kaliumaufnahme aufmerksam machen. Gerade Sportler:innen mit Beschwerden wie Muskelkrämpfen und verminderte Leistungsfähigkeit kann eine Einnahme mit einem Kaliumpräparat Abhilfe schaffen.