Im August hatten Gilead und Galapagos vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eine positive Stellungnahme für die Zulassung von Jyseleca (Filgotinib) erhalten. Nun ist die Zulassung durch – damit steht ein weiterer Januskinase-Hemmer (JAK-Hemmer) für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis zur Verfügung.
Die Zulassung von Jyseleca umfasst Tabletten in den Wirkstärken 200 mg und 100 mg Filgotinib. Der orale JAK1-Hemmer wird einmal täglich zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis (RA), die unzureichend oder unverträglich gegenüber einem oder mehreren krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs) angesprochen haben. Jyseleca kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) angewendet werden.
„Trotz der Verfügbarkeit bestehender Therapien sind immer noch neue Behandlungsoptionen erforderlich, um die Auswirkungen der RA auf das tägliche Leben der Patienten optimal zu steuern. Jyseleca hat eine robuste Symptomkontrolle und Prävention des Fortschreitens der Krankheit mit einem konsistenten Sicherheitsprofil im gesamten klinischen Entwicklungsprogramm gezeigt“, erläuterte Peter Taylor, Professor für muskuloskelettale Wissenschaften an der Universität Oxford.
Die Zulassung beruht auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie „Finch“ und der Phase-II-Studie „Darwin“, die Daten von über 4500 Patientenjahren umfassen. Im Zuge des „Finch“-Programms wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Filgotinib in den Stärken 100 mg und 200 mg einmal täglich bei Patienten mit RA erforscht. Darunter waren sowohl Patienten im Frühstadium wie auch solche, die bereits Biologika erhalten hatten. In den Studien erreichte Filgotinib durchweg die ACR-Response-Kriterien, sowie eine Senkung des sogenannten „Disease Activity Score“ (DAS), mit welcher die Krankheitsaktivität der rheumatoiden Arthritis auf der Grundlage von 28 definierten Gelenken in Finger, Hand und großen Gelenken erfasst wird.
Außerdem konnte gezeigt werden, dass Filgotinib das Fortschreiten der strukturellen Gelenkschädigung verhindern konnte. Sowohl als Monotherapie wie auch in Kombination mit Methotrexat (MTX) zeigte sich ein gutes Sicherheitsprofil. Die Raten schwerer Infektionen und Herpes zoster waren im Allgemeinen ähnlich wie bei Adalimumab und MTX, während selten über schwere unerwünschte kardiale Ereignisse (MACE) und venöse Thromboembolien (VTE) berichtet wurde.
Jyseleca ist nicht der erste JAK-Hemmer zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis in der EU: Auch Rinvoq (Upadacitinib, Abbvie) wurde in diesem Jahr als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat zugelassen. Eine Tablette enthält 15 mg Upadacitinib in retardierter Form. Die Einnahme erfolgt einmal täglich, unabhängig von den Mahlzeiten. Die Tablette wird im Ganzen geschluckt – sie darf nicht geteilt, zerdrückt oder zerkaut werden. Kommt es unter der Einnahme zu schweren Infektionen, sollte die Behandlung unterbrochen werden. Eine Dosisanpassung bei älteren Personen muss nicht erfolgen. Die Sicherheit des Arzneimittels wurde bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht untersucht.
Zu der Enzymfamilie der Januskinasen gehören vier Mitglieder: JAK-1, JAK-2, JAK-3 und Tyrosinkinase 2 (TYK2), die paarweise Signaltransduktoren und Aktivatoren der Transkription phosphorylieren und dadurch aktivieren. Die meisten bislang zugelassenen JAK-Inhibitoren wie Baricitinib (Olumiant) und Tofacitinib (Xeljanz) blockieren mehrere JAK. Das kürzlich zugelassene Upadacitinib ist ein selektiver und reversibler Inhibitor der JAK-1.
Januskinasen sind spezielle Enzyme, sogenannte zytoplasmatische Tyrosinkinasen, welche unter anderem mit Zytokin-Rezeptoren assoziiert sind. Zytokin-Rezeptoren besitzen keine eigene Enzymaktivität, daher benötigen sie JAK-1 und JAK-2, um intrazelluläre Signalkaskaden zu aktivieren. Aktivierte JAK phosphorylieren sich gegenseitig – es entstehen Phosphoproteine. Die sogenannten STAT-Proteine (signal transducer and activator of transcription) sind am Zellwachstum und an der Proliferation beteiligt.
Zytokine, Wachstumshormone, Interferone und Interleukine, Prolaktin und Leptin vermitteln über JAK ihre Signale. Durch die Gabe von JAK-Inhibitoren kann die Synthese dieser Stoffe verhindert werden. Der progrediente Verlauf der rheumatoiden Arthritis kann durch JAK-Inhibitoren verlangsamt werden. Die Zerstörung der Gelenke aufgrund von Antikörpern und Phagozyten wird eingedämmt.
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