30- bis 40-Jährige

Junge Diabetiker: Sehr hohes Risiko für plötzlichen Herztod Sandra Piontek, 21.09.2024 09:30 Uhr

Das Risiko für einen plötzlichen Herztod ist vor allem bei jüngeren Diabetiker:innen signifikant erhöht. Foto: Kittisak Jirasittichai/shutterstock.com
Berlin - 

Diabetiker:innen haben in allen Altersgruppen ein höheres Risiko für einen plötzlichen Herztod als die Allgemeinbevölkerung. Der Trend gilt zwar für beide Formen von Diabetes, doch insbesondere bei Typ-1 ereilt es Betroffene häufig unbemerkt im Schlaf. Eine Studie aus Dänemark fand heraus, dass speziell in einer jüngeren Altersgruppe der Betroffenen das Risiko besonders stark ansteigt.

„Wir wissen, dass Patienten mit Diabetes eine Reihe von Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse und kardiovaskuläre Erkrankungen haben … und dass multiple Organe an ihrer Erkrankung beteiligt sind. Wir als Kardiologen müssen uns dessen bewusst sein“, so Dr. Jacob Tfelt-Hansen von der Abteilung für Forensische Medizin an der Universität Kopenhagen auf dem Kongress der European Society of Cardiologiy (ESC) in London.

Das Forscherteam um Tfelt-Hansen hatten in früheren Studien schon belegen können, dass bei Diabetikern unter 50 Jahren ein um das Siebenfache erhöhtes Risiko für plötzlichen Herztod besteht im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Diabeteserkrankung. In ihrer aktuellen Studie analysierten sie das Auftreten des plötzlichen Herztodes bei Personen mit Diabetes in der Allgemeinbevölkerung. Weiterhin gingen sie der Frage nach, inwiefern der plötzliche Herztod für die verkürzte Lebenserwartung von Patient:innen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes verantwortlich ist.

Überraschendes Fazit

Die Forschenden nutzten Daten von insgesamt etwa 5,5 Millionen Menschen aus Dänemark. Sie identifizierten 6851 Fälle von plötzlichem Herztod. Von diesen Personen hatten 155 einen Typ-1-Diabetes und waren im Schnitt 50 Jahre alt. 1055 Proband:innen hatten einen Typ-2-Diabetes, hier lag das Durchschnittsalter bei 65 Jahren. Weitere 5641 hatten keine Diabeteserkrankung.

Das überraschende Fazit: Bei den unter 30-Jährigen zeigte das spezifische Inzidenzratenverhältnis (IRR) ein fast um das Zehnfache erhöhtes Risiko. Bei den 30- bis 40-Jährigen war das relative Risiko sogar um das 20-Fache erhöht. „Danach nimmt die Risikoerhöhung mit zunehmendem Alter ab”, so Tfelt-Hansen. Diejenigen mit Typ-2-Diabetes hatten in der Altersgruppe bis 30 Jahre ein um fast das Sechsfache erhöhtes relatives Risiko. Bei den 30- bis 40-Jährigen war es um das 5,6-Fache erhöht.

Verlust von fast 14 Jahren

Typ-1-Diabetiker im Alter von 30 Jahren haben laut der Studienergebnisse einen Verlust an Lebenserwartung von fast 14 Jahren. Von denen gehen 3,8 Jahre auf das Konto des plötzlichen Herztodes. „Beim Typ-2-Diabetes ist der Verlust an Lebensjahren weniger stark ausgeprägt, mit einer um 6,1 Jahre reduzierten Lebenserwartung, von denen 2,2 Jahre auf den plötzlichen Herztod zurückzuführen sind“, so Tfelt-Hansen.

„Ein Weg, wie wir versuchen könnten, dem plötzlichen Herztod vorzubeugen, ist natürlich eine bessere Behandlung von Patienten mit Diabetes“, so der Forscher. „Aber wir müssen in erster Linie Erkrankungen an Typ-2-Diabetes verhindern. Und für uns als Kardiologen ist es im Besonderen essenziell, dass wir uns dieser Herausforderung stellen und das machen“, betonte Tfelt-Hansen. Dabei würden auch die Lebensumstände eine wichtige Rolle spielen.

„Wenn man dagegen erst einmal einen Patienten mit Diabetes hat, dann müssen wir die herzbezogenen Symptome im Auge behalten. Von anderen Erkrankungen wissen wir zum Beispiel, dass bis zu 50 Prozent der jüngeren Patienten, die einen plötzlichen Herztod erleiden, Symptome einer Synkope oder Angina aufweisen“, gibt Tfelt-Hansen zu bedenken.