Seit Wochen kann Bayer das Johanniskraut-Präparat Laif 900 nicht liefern. Grund sind offenbar Qualitätsmängel des Rohstoffes: Die gelieferten Pflanzen enthalten nicht genug Wirkstoff. Bis zum Sommer rechnet man deshalb in Leverkusen mit reduzierter Verfügbarkeit.
Laif 900 sei derzeit „eingeschränkt lieferfähig“, so die Auskunft des Herstellers. Grund für die Lieferengpässe sind Probleme mit der Qualität des Johanniskrauts selbst. Die Rohstoffe würden aus verschiedenen Ländern eingekauft, da komme es vor, dass der Wirkstoffgehalt schwanke, so ein Unternehmenssprecher. Das aktuell vorliegende pflanzliche Rohmaterial besitzt offenbar zu wenig Wirkstoff, sodass der Extrakt nicht die gewünschte Qualität erreicht. Fertige Präparate hätten so gleich nach der Produktion wieder in die Vernichtung gehen müssen.
Eine Teillieferung von kleinen Überschüssen sei in der vergangenen Woche an alle Großhändler gegangen, sodass zumindest kleinere Packungsgrößen teilweise lieferbar seien. Da es sich aber nicht um große Mengen gehandelt habe, sei es ratsam, bei mehreren Großhändlern anzufragen, so der Sprecher.
Wann wieder Ware verfügbar sein wird, ist bis jetzt noch nicht klar. Womöglich müssen sich die Patienten noch bis zum Sommer gedulden. Möglicherweise könne man Teillieferungen vorab organisieren. Bis zur vollen Lieferfähigkeit könne es aber noch eine Weile dauern, heißt es von dem Konzern.
Auch die rezeptfreie Variante Laif 900 Balance ist von dem Qualitätsproblem betroffen. Hier stellt Bayer für die kommende Woche wieder eine Lieferung an die Großhändler in Aussicht. Demnach sollen alle Packungsgrößen dann wieder verfügbar sein – für wie lange, ist allerdings nicht klar. Auch hier sei noch nicht gewährleistet, dass die Lieferungen in vollem Umfang erfolgen können. Laif 900 Balance enthält genau wie das verschreibungspflichtige Präparat 900 Milligramm Johanniskraut-Trockenextrakt. Auch die Art der Hilfsstoffe ist identisch.
Andere Hersteller von Johanniskraut-Präparaten sind nicht betroffen. Eine Umstellung auf andere Produkte ist allerdings bei pflanzlichen Extrakten nicht gänzlich risikoarm – selbst bei gleicher Wahl des Ausgangsmaterials und des Extraktionsmittels kann es je nach Methodik zu unterschiedlich zusammengesetzten Extrakten kommen.
Laif ist seit 1998 auf dem Markt und wird bei leichten mittelschweren Depressionen eingesetzt. Das Antidepressivum gehört zu den wichtigsten Phytopharmaka, die der Leverkusener Konzern mit der Übernahme von Steigerwald ins eigene Portfolio übernommen hat. Das Produkt ist im Bereich der Johanniskraut-Präparate mit Abstand Marktführer: Laut Arzneiverordnungsreport (AVR) wurden 2014 etwa 30 Millionen Tagesdosen verschrieben – erst mit großem Abstand folgen Neuroplant (Dr. Willmar Schwabe) mit 2,4 Millionen DDD und Jarsin (Klosterfrau) mit 0,9 Millionen verordneten DDD.
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