Eine Million Menschen sterben pro Jahr an Nierenversagen. Dialyse und Transplantationen fressen die Gesundheitsbudgets auf. Trotzdem machen Regierungen zu wenig dagegen, klagen Experten.
Forscher schlagen aufgrund der hohen globalen Raten bei Nierenerkrankungen Alarm. Weltweit würden Regierungen zu wenig gegen die „stille Epidemie“ unternehmen, hieß es in einem am Freitag in Mexiko-Stadt veröffentlichten Bericht der Internationalen Gesellschaft für Nierenheilkunde (ISN). Dabei leiden den Angaben zufolge 10 Prozent der Weltbevölkerung an einer chronischen Niereninsuffizienz. Neun von zehn Betroffenen wüssten aber gar nichts davon.
In Deutschland leiden dem Bericht zufolge schätzungsweise 17,4 Prozent der Erwachsenen an einer chronischen Niereninsuffizienz. Die Angabe geht allerdings auf eine Studie aus dem Jahr 2009 zurück. In den USA sind es 14 Prozent. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Rauchen. Bei der chronischen Niereninsuffizienz verlieren die Nieren ihre Fähigkeit, Giftstoffe aus dem Körper zu filtern sowie den Flüssigkeitshaushalt und den Säuregehalt des Blutes zu regulieren.
Wird die Krankheit nicht behandelt, kann es zu einem tödlichen Nierenversagen kommen. Pro Jahr sterben weltweit schätzungsweise eine Million Menschen an Nierenversagen. „Im Anfangsstadium können Patienten mit blutdrucksenkenden Medikamenten und einer Diät behandelt werden“, sagte ISN-Präsidentin Dr. Adeera Levin. „Deshalb ist es wichtig, dass alle Länder mehr für Früherkennung und Behandlung tun.“
Kommt es zum Nierenversagen, sind teure Dialysebehandlungen oder Transplantationen nötig. Obwohl in reichen Staaten die Kosten für Dialyse und Transplantation besonders hoch sind, haben lediglich 29 Prozent dieser Länder den Kampf gegen Nierenerkrankungen zu einer Priorität erklärt, schreiben die Autoren des Berichts. Dagegen sehen 59 Prozent der ärmeren Länder in den Erkrankungen ein ernstzunehmendes Problem.
Wichtig ist nach Einschätzung von Experten vor allem eine frühe Diagnose. „Mangelndes Bewusstsein für Nierenerkrankungen unter Patienten und Ärzten sowie fast keine Symptome im Frühstadium führen dazu, dass die Nierenfunktion bereits stark eingeschränkt ist, wenn erste Beschwerden auftreten“, sagte Medizinprofessor David Johnson von der Universität Queensland in Australien. „Deshalb empfehlen wir Menschen aus den Risikogruppen, ihren Hausarzt um eine Nierenuntersuchung zu bitten. Man braucht nur einfache Blut- und Urintests und eine Blutdruckmessung.“
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