Jatrosom in neuer Stärke Nadine Tröbitscher, 28.11.2016 09:00 Uhr
Antriebslos, lustlos, handlungsunfähig – die Zahl der Antidepressiva-Verordnungen steigt. Auch der Monoamino-Oxidase-(MAO)-Hemmer Tranylcypromin steigt im Absatz, obwohl der Wirkstoff nicht Mittel der Wahl ist. Aristo hat eine neue Stärke des Präparates Jatrosom auf den Markt gebracht. Erhältlich sind jetzt auch Tabletten mit 40 mg in den Packungsgrößen 20, 50 und 100 Stück.
Tranylcypromin ist ein irreversibler MAO-Hemmer und Inhibitor des Cytochrom-P450 2A6 und wird zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Der Wirkstoff blockiert Enzyme, die für den Abbau von Neurotransmittern in den Nervenzellen zuständig sind. Das Arzneimittel lässt sich von den Bindungsstellen nicht verdrängen und erhöht somit die Konzentration der Neurotransmitter wie Noradrenalin, Serotonin, Dopamin und Melatonin.
Der verlangsamte Abbau der Botenstoffe gilt auch für körperfremde Stoffe wie Tyramin aus Rotwein und Käse. Lebensmittel, die zum Beispiel durch Fermentation entstehen, weisen einen höheren Gehalt an Tryamin auf. Durch die Gabe von MAO-Hemmern sinkt die Entgiftung dieser biogenen Amine und es können toxische Erscheinungen wie Übelkeit und Kopfschmerz auftreten. Patienten, die mit dem MAO-Hemmer behandelt werden, sollten eine tryaminarme Diät halten, um die Gefahr von hypertesiven Krisen, wie lebensbedrohliche Hirnblutungen zu vermeiden.
Tranylcypromin ist nur schwer mit anderen Antidepressiva zu kombinieren, da die Gefahren für Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle und Blutdruckkrise groß sind. Eine Kombination mit Benzodiazepinen und Lithiumsalzen ist möglich. Das Medikament kommt zum Einsatz, wenn vorhergegangene Therapien mit anderen Antidepressiva nicht erfolgreich waren und man von therapieresistenten Depressionen spricht. Der Wirkstoff ist stimmungsaufhellend und antriebssteigernd vor allem bei Depressionen, die von Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit gekennzeichnet sind.
Patienten beginnen die Therapie mit 10 mg am Morgen und beschreiben eine Stimmungsaufhellung nach ein bis drei Wochen. Ist die erste Wirkung erreicht, wird das Medikament aufdosiert um 10 mg pro Woche, bis die therapieübliche Dosis von 20 bis 40 mg erreicht ist. Die stationäre Dosis liegt bei 60 mg pro Tag.
Mussten Patienten bislang mehrere Tabletten am Morgen einnehmen, um auf die Tagesdosis zu kommen, steht mit der neuen Stärke von 40 mg eine Einmalgabe zur Verfügung, die die Compliance verbessern soll.
Von Jatrosom sind bereits Generika auf dem Markt, seit 2013 hat Neuraxpharm Produkte in 10 und 20 mg im Sortiment. Im vergangenen Jahr konnte ein Anstieg in der Verordnung von MAO-Hemmern verzeichnet werden. Auf Jatrosom entfielen etwa drei Millionen Tagesdosen (DDD) und auf Moclobemid Ratiopharm etwa zwei Millionen DDD.