Jahresrückblick 2024: 43 neue Arzneimittel Katharina Brand, 19.12.2024 11:43 Uhr
Laut einer Erhebung des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) wurden 2024 in Deutschland 43 Medikamente mit neuen Wirkstoffen und 22 Zulassungserweiterungen eingeführt – die vierthöchste Zahl der letzten 20 Jahre. Besonders profitieren Patient:innen mit seltenen Erkrankungen und Krebs.
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 43 Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen eingeführt – die vierthöchste Zahl der letzten 20 Jahre, wie der vfa berichtet. Dies stellt einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr dar, in dem 30 Neueinführungen verzeichnet wurden. Ergänzt wurde dies durch 22 Zulassungserweiterungen, die bestehende Medikamente für zusätzliche Indikationen verfügbar machten. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung für Patient:innen mit seltenen Erkrankungen: 18 Medikamente erhielten den Orphan-Drug-Status, insgesamt zielten 27 Präparate (63 Prozent) auf die Therapie seltener Krankheitsbilder ab.
Ein auffälliger Trend des Jahrgangs 2024 ist die Dominanz chemisch-synthetischer Wirkstoffe: 70 Prozent der Neueinführungen basieren vollständig oder teilweise auf chemischer Synthese – ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren, 41 Prozent im Jahr 2022 und 33 Prozent im Jahr 2023. Gentechnisch hergestellte Proteinwirkstoffe machten 28 Prozent der Neueinführungen aus. Gen- oder Zelltherapeutika wurden 2024 nicht eingeführt; erste Neuzulassungen in diesem Segment werden für 2025 erwartet.
Neben den Neueinführungen erwirkte die pharmazeutische Industrie 22 Zulassungserweiterungen, die bestehende Arzneimittel für neue Indikationen verfügbar machten. Obwohl deutsche Labore nur an der Entwicklung eines der neuen Wirkstoffe maßgeblich beteiligt waren, spielten deutsche Kliniken und Arztpraxen eine entscheidende Rolle bei der klinischen Erprobung von 72 Prozent der neuen Medikamente.
Schwerpunktbereiche: Seltene Erkrankungen und Onkologie
Ein wesentlicher Teil der Neueinführungen richtete sich an Patient:innen mit seltenen Erkrankungen, die bislang nur unzureichende Therapieoptionen hatten. Dazu gehören unter anderem drei neue Arzneimittel zur Behandlung der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH), einer seltenen Blutkrankheit, bei der das Immunsystem die roten Blutkörperchen zerstört und es zu Hämoglobin im Urin kommt. Diese Arzneimittel stellen eine wichtige Erweiterung der Therapieoptionen für PNH dar. Darüber hinaus wurden auch zwei neue Medikamente zur Therapie der Myasthenia gravis eingeführt, einer Autoimmunerkrankung, die zu einer gestörten neuromuskulären Signalübertragung führt.
Auch im Bereich der Onkologie wurden bedeutende Fortschritte erzielt: Zwölf neue Medikamente kamen zur Behandlung von Krebserkrankungen auf den Markt. Darunter befinden sich sechs Kinase-Inhibitoren, die gezielt mutierte Kinasen hemmen, welche das unkontrollierte Zellwachstum fördern.
Neue Antibiotika und Impfstoffe
Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen wurden 2024 zwei neue Reserveantibiotika eingeführt. Diese Präparate sind speziell für den Einsatz bei Infektionen mit multiresistenten Bakterien vorgesehen und kombinieren einen wirksamen antimikrobiellen Wirkstoff mit einem Enzyminhibitor, der dessen Abbau durch bakterielle Enzyme verhindert.
Im Bereich der Schutzimpfungen kamen zwei neue Vakzine auf den Markt: Ein Impfstoff gegen Tollwut sowie ein RSV-Impfstoff, der als erster seiner Art auf der messenger-RNA-Technologie basiert und den Schutz vor einer weiteren Krankheit neben Covid-19 ermöglicht.