Aktuelle Studie aus den USA

Ist Kiffen schädlicher als Tabakrauchen?

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Berlin -

Eine aktuelle Untersuchung des „USC Head and Neck Center“ in Los Angeles zeigt, dass starker Cannabiskonsum das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen kann. Die Studie mit dem Titel „Cannabis Use and Head and Neck Cancer“ wirft zudem die Frage auf, ob Kiffen schädlicher ist als das Rauchen von Tabak. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „JAMA Otolaryngology - Head & Neck Surgery“ veröffentlicht.

Die Kohortenstudie untersuchte den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Kopf- und Halskrebs (HNC). Sie basierte auf Daten von 116.076 Personen mit Cannabiskonsumstörungen und einer Vergleichsgruppe von rund vier Millionen Personen ohne vergleichbare Störungen. Die Daten stammten aus einer großen multizentrischen Datenbank, die klinische Aufzeichnungen von 64 Gesundheitsorganisationen über einen Zeitraum von 20 Jahren bis April 2024 umfasste. Sie verfolgten Krebsfälle von einem bis fünf Jahren Cannabiskonsum.

„Dies ist eine der ersten Studien – und die bislang größte –, die Kopf- und Halskrebs mit Cannabiskonsum in Verbindung bringt“, erklärte Dr. Niels Kokot, Kopf- und Halschirurg am USC Head and Neck Center und leitender Autor der Studie. Er betonte: „Die Erkennung dieses Risikofaktors ist wichtig, da Kopf- und Halskrebs möglicherweise verhindert werden kann, wenn die Menschen wissen, welche Verhaltensweisen ihr Risiko erhöhen.“ Denn: Kopf- und Halskrebs ist die sechsthäufigste Krebsart weltweit. Sie umfasst mehrere Krebsarten, darunter Krebs im Mund, Rachen, Kehlkopf, Oropharynx (Zunge, Mandeln und hintere Rachenwand) und der angrenzenden Speicheldrüsen.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass Personen mit Cannabiskonsumstörungen ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung von HNC aufweisen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war das Risiko für jede Art von Kopf- und Halskrebs bei den Betroffenen um das 3,5-fache erhöht.

Besonders hohe Risiken wurden für folgende Krebsarten festgestellt:

  • Mundhöhlenkrebs (Risikoerhöhung um den Faktor 2,51)
  • Oropharynxkrebs (Risikoerhöhung um den Faktor 4,90) und
  • Kehlkopfkrebs (Risikoerhöhung um den Faktor 8,39)

Die Forschenden stellten fest, dass Menschen mit einer Cannabiskonsumstörung häufiger an Kopf- und Halskrebs erkrankten, unabhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit sowie Alkohol- und Tabakkonsum. Kokot und sein Team schließen daraus, dass der Cannabisrauch der Hauptgrund für das erhöhte Krebsrisiko ist, da er ähnliche DNA-Schäden und Entzündungen wie Tabakrauch verursacht.

Darüber hinaus stellte sich die Frage, ob Cannabisrauch potenziell schädlicher sein könnte als Tabakrauch. „Cannabis wird normalerweise ungefiltert geraucht und erfordert eine tiefere Inhalation als Tabak“, weiß Kokot. „Außerdem verbrennt Cannabis bei einer höheren Temperatur als Tabak, was das Risiko einer krebserregenden Entzündung erhöht.“

Die Studie zeigt, dass Cannabis-bedingte Störungen möglicherweise das Risiko für HNC erhöhen, und zwar konsistent über verschiedene Altersgruppen hinweg. Es besteht Bedarf an weiteren Forschungen, um die genauen Mechanismen und die Dosis-Wirkungs-Beziehung dieses Zusammenhangs zu klären. Künftige Studien sollten strenge Kontrollen verwenden, um die Beweise für den Cannabiskonsum als Risikofaktor für HNC zu stärken.

Fragestellung ist nicht neu

Die Forschungsergebnisse tragen zur noch unklaren Beweislage bei, die die Auswirkungen von Cannabis auf das Krebsrisiko untersucht. Eine Studie des „Colorado Department of Public Health and Environment“ aus dem Jahr 2017 hatte bereits starke Hinweise darauf gefunden, dass täglicher oder nahezu täglicher Marihuanakonsum mit der Entwicklung einer chronischen Bronchitis in Verbindung steht.

Die American Lung Association (ALA) zeigt sich besorgt über die gesundheitlichen Auswirkungen des Marihuanakonsums, insbesondere auf die Lungengesundheit. Sie warnt die Öffentlichkeit ausdrücklich vor dem Rauchen von Marihuana. Rauch sei generell schädlich für die Lunge, unabhängig davon, ob Holz, Tabak oder Marihuana verbrannt werde, so die ALA. Immerhin werden jeweils Giftstoffe und Karzinogene freigesetzt.

Marihuanarauch enthalte ähnliche schädliche Stoffe wie Tabakrauch, obwohl er nicht so krebserregend ist. Deshalb bestehe die Sorge, dass Marihuanarauch gesundheitsschädlich sein könnte, insbesondere für Kinder im Haushalt. Weitere Forschung zu den Auswirkungen von Passivrauchen von Marihuana sind laut ALA aber nötig, um eine fundierte Empfehlung aussprechen zu können. Die Organisation empfiehlt Patienten, Marihuana nur in Absprache mit ihrem Arzt zu verwenden und dabei alternative Konsumformen zum Rauchen in Betracht ziehen.

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