Glaubt man einem neuen TikTok-Trend ist Berberin das neue Wundermittel, um überschüssige Kilos purzeln zu lassen. Das Alkaloid wird als natürliches Ozempic gefeiert. Was ist dran am Social Media-Hype?
In den sozialen Medien wird ein neues Abnehmwunder gefeiert – Berberin. Das Alkaloid aus der Gruppe der Isochinolinalkaloide ist unter anderem in Frucht, Wurzel und Rinde der Berberitze enthalten und findet in der traditionellen chinesischen Medizin sowie in der ayurvedischen Medizin Anwendung – beispielsweise bei entzündlichen Erkrankungen, Verdauungsstörungen, Leber-, Milz- und Gallenblasenbeschwerden und bei Infektionen. Dem Alkaloid werden unter anderem antimikrobielle, antiinflammatorische und antirheumatische Wirkungen sowie antihypertensive Aktivitäten zugesprochen. Hinzukommt, dass Berberin einen Einfluss auf den Stoffwechsel, besonders den Blutzucker- und Cholesterinspiegel haben soll.
Die gelbe, bitterschmeckende Substanz soll dem TikTok-Trend zufolge den Appetit dämpfen und die Pfunde purzeln lassen. Doch die wissenschaftlichen Beweise, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Berberin einen Gewichtsverlust herbeiführen, fehlen. „Obwohl einige vorläufige Studien darauf hindeuten, dass Berberin beim Abnehmen eine Rolle spielen könnte, gibt es nicht viele klinische Studien, sodass es nicht genügend strenge wissenschaftliche Beweise gibt, um festzustellen, ob es wirksam ist“, schreibt das National Center für Complementary ans Integrative Health. Allerdings gebe es Hinweise darauf, dass Berberin eine mäßige Wirkung auf die Senkung des Blutzuckerspiegels bei Typ-2-Diabeter:innen haben und den Cholesterinspiegel senken kann.
Eine im Jahr 2012 veröffentlichte Studie belegt für Berberin zwar einen Gewichtsverlust, allerdings ist die Aussagekraft mehr als dünn. In der Pilotstudie erhielten übergewichtige Personen über einen Zeitraum von zwölf Wochen dreimal täglich 500 mg Berberin oral verabreicht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Einnahme von Berberin zu einem leichten Gewichtsverlust führte – im Durchschnitt verloren die Personen 2,5 Kilogramm. Auffälliger war jedoch die Senkung des Triglycerid- und Cholesterinspiegels um 23 Prozent beziehungsweise 12 Prozent. Allerdings schloss die Studie nur zehn Teilnehmer:innen ein, von denen nur sieben diese abschlossen – zwei Personen brachen nach zweiwöchiger Einnahme aufgrund von Bauchschmerzen ab, ein Patient nahm nicht an allen geplanten Besuchen teil und wurde ausgeschlossen.
Außerdem ist Vorsicht geboten. Denn zwischen Berberin und verschiedenen Arzneimitteln sind Wechselwirkungen möglich. Beispielsweise in Kombination mit Amlodipin, Losartan, Dextromethorphan, Metformin sowie Immunsuppressiva. Betroffen sind vor allem Substarte von CYP2C9, CYP2D6 und CYP3A4. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehörenDurchfall, Verstopfung, Blähungen und Magenbeschwerden.
Zuletzt hatte der Hype um Ozempic (Semaglutid) zu einem Lieferengpass beim GLP-1-Rezeptoragonisten geführt und die Versorgung der Diabetiker:innen in Gefahr gebracht. Inzwischen ist Wegovy (Semaglutid) zwar auf dem Markt, aber die Lieferengpässe dauern noch an.
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