Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hält sich bei der Nutzenbewertung für die Antidementiva Galantamin (Reminyl Kapseln, Janssen-Cilag) und Rivastigmin (Exelon Transdermalpflaster, Novartis) zurück. In einem Vorbericht kommen die Kölner Experten zu dem Ergebnis, dass ein positiver Einfluss der Therapie auf Denk- und Merkfähigkeit möglich ist, dass es bei beiden Wirkstoffen aber auch Belege für Schaden gibt.
Insgesamt wurden neun placebokontrollierte Studien mit Galantamin sowie zwei Studien mit Rivastigmin ausgewertet. Demnach gibt es bei Galantamin Belege, bei Rivastigmin zumindest Hinweise, dass die Arzneistoffe den Abbau kognitiver Fähigkeiten leicht verzögern können.
Galantamin kann demnach zumindest bei einer höheren Dosis die Denk- und Merkfähigkeit positiv beeinflussen. Allerdings gelten die Befunde aufgrund der Datenlage nur für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten. Bei einer Langzeitstudie über mehr als 12 Monate sei kein Nutzen der Weiterbehandlung gefunden worden.
Bei Rivastigmin konnten die Forscher keine Belege für den Nutzen der neuen Applikationsform finden. Lediglich bei Patienten unter 75 Jahren sei in der höheren Dosierung gegenüber Placebo ein Unterschied bei der Kognition beobachtet worden, den man aber wegen der Qualität der Daten nicht als Beleg, sondern nur als Hinweis auf einen Nutzen werte, so das IQWiG. Auch bei Rivastigmin gebe es keine Langzeitstudien; die Befunde gelten daher nur für einen Behandlungszeitraum von 24 Wochen.
Bei beiden Wirkstoffen lieferten die Studien laut IQWiG aber Belege für einen möglichen Schaden, vor allem in Form von häufiger auftretender Übelkeit und Erbrechen sowie von Hautirritationen beim Rivastigmin-Transdermalpflaster. Für wichtige andere Therapieaspekte wie etwa die Lebensqualität der Patienten oder die Notwendigkeit einer vollstationären Pflege gibt es laut IQWiG derzeit keine Daten.
Das IQWiG war vom Gemeinsamen Bundesausschuss mit der Bewertung beauftragt worden, weil nach Abschluss der letzten Prüfung 2007 Rivastigmin als Transdermalpflaster zugelassen und weitere Studiendaten vorgelegt worden waren. Vor vier Jahren war das IQWiG zu dem Schluss gekommen, dass die Cholinesterasehemmer Donezepil, Galantamin und Rivastigmin bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Alzheimer-Demenz den Abbau der kognitiven Fähigkeiten geringfügig verzögern können. Zum aktuellen Vorbericht könnnen bis Ende August Stellungnahmen abgegeben werden.
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