IQWiG: Kein Nutzen von Ezetimib APOTHEKE ADHOC, 12.09.2011 15:55 Uhr
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat keinen Beleg gefunden, dass der Cholesterin-Resorptionshemmer Ezetimib im Kombination mit Statinen Herzinfarkte oder andere Herz-Kreislauf-Komplikationen verhindern kann. Die Gutachter hatten für die Nutzenbewertung zwei Studien ausgewertet, in denen die Kombinationstherapie mit der Behandlung durch Statine alleine verglichen worden war.
Auch wenn hohe Cholesterinwerte als ein Risikofaktor für Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten, bedeutete diese nicht zwangsläufig, dass eine medikamentöse Senkung Herzinfarkten vorbeugen könne, so das IQWiG in seinem Abschlussbericht. Der Nutzen von Ezetimib bleibe unklar.
In den Studien über 24 beziehungsweise 14 Monate hatten die Patienten als Basistherapie ein Statin erhalten; parallel zur Gruppe mit Ezetimib gab es entweder Placebo oder Nicotinsäure. Die Kölner Experten suchten nach Hinweisen zu Todesfällen, Herz-Kreislauf-Komplikationen, gesundheitsbezogener Lebensqualität und unerwünschten Wirkungen. In keiner der beiden Studien haben sich demnach für patientenrelevante Endpunkte belastbare Unterschiede gezeigt. Es gebe keinen Hinweis, dass Ezetimib mehr Nutzen oder Schaden hat als Placebo oder Nicotinsäure.
Allerdings seien die verfügbaren Studien zu klein und zu kurz, um Nutzen und Schaden abschließend zu klären. Das IQWiG verweist auf eine aktuelle Studie, deren Ergebnisse für 2013 erwartet werden. Relevante Studien, in denen Ezetimib als Monotherapie untersucht wurde, lagen laut IQWiG nicht vor.
Für den therapeutischen Alltag dürfte die Einschätzung untergeordnete Bedeutung haben. Bereits seit anderthalb Jahren dürfen Ärzte die beiden verfügbaren Produkte Ezetrol (Ezetimib) und Inegy (Ezetimib, Simvastatin) wegen fehlender Wirtschaftlichkeit nur noch eingeschränkt verschreiben - bei Patienten, die Statine nicht vertragen, oder bei Patienten mit schwerwiegenden Fettstoffwechselstörungen, die ein sehr hohes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse haben.