Wechselwirkungen

WidO: Millionenfach Interaktionen

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Berlin -

Viele Patienten sind laut einer Erhebung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) dem Risiko von Wechselwirkungen ausgesetzt. Bei rund 65 Millionen verordneten Packungen im ersten Quartal 2012 kombinierten Ärzte in 206.000 Fällen Arzneimittel, die nicht gleichzeitig gegeben werden dürfen. Zehn Mal so oft, nämlich 2,3 Millionen Mal, wurden Arzneimittel verschrieben, die zwar nicht explizit kontraindiziert sind, die allerdings das Potential für schwerwiegende Interaktionen aufweisen.

Bei den echten Kontraindikationen entfällt die Hälfte auf Aliskiren: In 120.000 Fällen wurde der Wirkstoff entgegen den Angaben in der Zulassung mit ACE-Hemmern oder Sartanen kombiniert.

Auffällig sei zudem, dass nicht mangelnde Kommunikation zwischen verschiedenen Ärzten für die Wechselwirkungen verantwortlich sei, sagt der zuständige WidO-Mitarbeiter Uwe Eichler: 80 Prozent der Risiken resultierten aus den Verschreibungen desselben Arztes

Die hohe Verschreibungsrate bei älteren Patienten erhöht auch nach bisherigen Studien das Risiko, dass Arzneimittel selbst zur Ursache von Krankenhauseinweisungen werden. Nach Angaben des Kieler Pharmakologen Professor Dr. Ingolf Cascorbi sind 7 Prozent aller Krankenhausaufnahmen arzneimittelbedingt. Das WIdO schätzt die Kosten dafür jährlich auf etwa über eine Milliarde Euro.

Die Deutsche Stiftung für Patientenschutz fordert Krankenkassen zum Handeln auf: Sie sollten nicht nur Studien in Auftrag geben, sondern in der Praxis auch gegen solche Fehlverordnungen vorgehen. Auch die Kassenärztlichen Vereinigungen müssten etwas gegen die zahlreichen Körperverletzungen durch Ärzte unternehmen, sagt Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung für Patientenschutz.

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