Inkontinenz

Betmiga gegen Reizblase

, Uhr aktualisiert am 16.01.2013 11:35 Uhr
Berlin -

Astellas bringt ein neues Medikament für Patienten mit Reizblase auf den Markt: Betmiga (Mirabegron) ist ein β3-Agonist und unterscheidet sich damit im Mechanismus von den gängigen Medikamenten, die als Muskarinantagonisten wirken. Betmiga kommt als überzogene Retardtablette in den Dosierungen 25 und 50mg auf den Markt und muss einmal täglich eingenommen werden. Einen Termin für die Markteinführung in Deutschland gibt es noch nicht.

Laut Astellas leiden weltweit 400 Millionen Menschen unter Reizblase, in Europa sind demnach bis zu 40 Prozent der Frauen und 17 Prozent der Männer über 75 Jahre betroffen. Die Behandlung wird wegen fehlender Wirkung oder unangenehmen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit nach Studien von der Hälfte der Patienten schon nach drei Monaten abgebrochen.

Betmiga wirkt agonistisch an β3-Rezeptoren und entspannt damit die Blasenmuskulatur. Damit steigt die Speicherkapazität; die Blasenentleerung wird nicht wie bei den Muskarinantagonisten unterdrückt. In sieben Phase-II/III-Studien mit 5000 Probanden konnte die Wirksamkeit gegenüber Placebo nachgewiesen werden.

Zu den Nebenwirkungen gehören Hypertonie, Erkältungs-Symptome, Harnwegsinfektionen, Verstopfung, Müdigkeit, Tachykardie und Bauchschmerzen. In den USA, wo das Präparat unter dem Namen Myrbetriq im Juli zugelassen wurde, sind unkontrollierter Bluthochdruck, Nierenerkrankungen im Endstadium und schweren Leberfunktionsstörungen Kontraindikationen.

Bislang wird Blasenschwäche vor allem mit spamolytisch wirkenden Anticholinergika behandelt, darunter die M3-Anatagonisten Vesikur (Solifenacin, Astellas), Detrusitol (Tolterodin) und Toviaz (Fesoterodin, beide Pfizer), Emselex (Darifenacin, Bayer) und Yentreve (Duloxetin, Lilly) sowie Mictonorm/Mictonetten (Propiverin, Apogepha) und entsprechende Generika. Weitere Medikamente sind Vagantin (Methantheliniumbromid, Riemser), Dibenzyran (Phenoxybenzamin, Aristo) und Spasuret (Flavoxat, Recordati).

Als Ursache für Blasenschwäche wird neben Estrogenmangel und chronischen Infektionen eine Überaktivität des Blasenmuskels diskutiert. Schon bei geringen Harnmengen kontrahiert der sogenannte Detrusor. Auch psychosomatische Ursachen kommen infrage.

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