Influenza

WHO verändert Grippeimpfstoff

/ , Uhr aktualisiert am 06.03.2015 13:00 Uhr
Berlin -

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Empfehlung für die Zusammensetzung der Grippeimpfung für die nächste Saison veröffentlicht. Demnach sollen trivalente Impfstoffe die Subtypen A/California/7/2009 (H1N1)pdm09, A/Switzerland/9715293/2013 (H3N2) und B/Phuket/3073/2013 enthalten. Damit werden zwei Bestandteile ausgetauscht.

Die Impfstoffe für die laufende Saison enthalten neben dem Subtyp A/California/7/2009 (H1N1)pdme09 die Subtypen A/Texas/50/2012 (H3N2) und B/Massachusetts/2/2012. Damit wirken die Impfstoffe nur eingeschränkt: Anfang des Jahres schätzte die US-Seuchenschutzbehörde CDC die Effektivität der Impfstoffe für die laufende Saison auf 23 Prozent. In Saisons, in denen die meisten zirkulierenden Influenzaviren denen in den Impfstoffen sehr ähnlich sind, liege die Effektivität bei 50 bis 60 Prozent, so die WHO.

Besonders verbreitet ist in dieser Saison nach Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bislang der H3N2-Subtyp. Die entsprechende Impfstoffkomponente konnte aber nicht optimal wirken, weil sich der Stamm seit Februar 2014 verändert hat. Das im Vakzin enthaltene Eiweiß stimmt nicht mit dem Oberflächeneiweiß des Erregers überein. Der aktualisierte Subtyp, der für die nächste Saison empfohlen wird, wurde bereits im September für die Saison 2015 auf der Südhalbkugel empfohlen.

2013/2014 war der Subtyp A/Texas/50/2012 am häufigsten aufgetreten. Als Ende März eine sehr kleine Anzahl der jetzt vorherrschenden neuen A(H3N2)-Viren gefunden wurde, hatte die Herstellung der Impfstoffe bereits begonnen. Die WHO empfiehlt jedes Jahr im Februar und September Viren für die Aufnahme in Grippeimpfstoffen für die jeweilige Grippesaison in der nördlichen und südlichen Hemisphere.

Tetravalente Impstoffe sollten laut WHO zwei Influenza-B-Viren enthalten: Neben den drei genannten Subtypen soll zum dritten Mal in Folge ein B/Brisbane/60/2008-ähnliches Virus enthalten sein. Eine Empfehlung für tetravalente Impfstoffe hatte die WHO vor zwei Jahren zum ersten Mal ausgesprochen.

Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) rät nachdrücklich zur Grippeschutzimpfung. Auch wenn der Impfstoff vor den derzeit kursierenden Viren nur eingeschränkt schütze, erkrankten geimpfte Patienten meist weniger stark. Seit der „Schweinegrippe“ im Jahr 2009 seien die Impfzahlen hierzulande zurückgegangen. Die daraus resultierende schwache Grundimmunität der Bevölkerung erleichtere die Verbreitung von Grippeviren. Selbst die Kliniken kämpften mit vielen Ausfällen, weil Mitarbeiter überdurchschnittlich häufig auf die Impfung verzichteten.

„Trotz aller Bemühungen bleibt es schwer, die genauen Influenza-Subtypen, gegen die der Impfstoff wirken muss, so weit im Voraus schon zu bestimmen“, sagt Carlos Guzman, Experte am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Ein universeller Impfstoff, der auch gegen Varianten der Subtypen wirken könnte, befinde sich erst im Stadium der Grundlagenforschung, betont Silke Buda, Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Berliner Robert Koch-Institut (RKI). „Für die nächsten Jahre ist das nicht absehbar.“

In der aktuellen Welle zirkuliert bisher zu 80 Prozent der Subtyp A H3N2. Mit diesem Typ haben Experten unangenehme Erfahrung: Er scheint regelmäßig schwerere Grippewellen auszulösen. A-Viren haben darüber hinaus eine größere Neigung, sich zu verändern, berichtet Buda. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geschah das in den vergangenen 25 Jahren viermal.

Durchschnittlich gibt es jedes Jahr zwischen 8000 bis 11.000 Grippetote. „Es gibt aber keine Durchschnittsgrippewelle, so dass auch die Zahl der Grippetoten von Jahr zu Jahr schwankt“, betont Buda. Jede Saison habe ihre eigenen Charakteristika. Vor sieben Jahren gab es geschätzte 18.000 Grippetote in Deutschland, vor zwei Jahren waren es geschätzte 20.000.

Noch sei es sei zu früh zu sagen, ob es nun erneut zu einer deutlich höheren Sterblichkeit durch die Grippe kam. Die Schätzungen auf Basis der Zahlen des Statistischen Bundesamts seien erst mit mehr als einem Jahr Abstand möglich. Bis Ende Februar seien bundesweit 38.455 Fälle gemeldet worden. Allein in der vergangenen Woche kamen fast 12.000 neue Meldungen hinzu. Allerdings stieg die Zahl der Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen nicht mehr weiter an. Das kann ein erster Hinweis darauf sein, dass die Welle ihren Höhepunkt erreicht hat.

 

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