Produktionsprobleme

Grippeimpfstoffe kommen später

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Berlin -

Die Produktion der Grippeimpfstoffe läuft auf Hochtouren – da deuten sich bereits die ersten Verzögerungen an. Der US-Konzern Abbott hat angekündigt, zu Beginn der Saison nicht voll lieferfähig zu sein. Auch bei Novartis scheint es wieder Schwierigkeiten zu geben.

Jedes Jahr legt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fest, welche Subtypen die Impfstoffe enthalten müssen. Die Hersteller können dann bei einem von weltweit vier Laboren (Australien, Großbritannien, Japan, USA) entweder die Wildvirenstämme oder standardisierte, gentechnisch hergestellte Reassortanten bestellen. Mit diesen Viren können die Impfstoffe produziert werden, beispielsweise durch Vermehrung in Hühnereiern.

Die Ausbeute ist vorab schwer abzuschätzen. In den vergangenen Jahren waren die Impfstoffe vergleichsweise früh verfügbar. Aktuell sind allerdings zwei neue Subtypen vorgegeben. „Diese erfordern einen aufwändigeren Herstellungsprozess des Grippeimpfstoffes“, erklärt eine Abbott-Sprecherin.

Der US-Konzern rechnet daher mit Versorgungsengpässen auf der nördlichen Halbkugel, also auch in Deutschland. Bei Abbott fängt man bereits an, den Mangel zu verwalten: „Wir versuchen, die Reduzierungen so aufzuteilen, dass es möglichst gerecht wird“, sagt die Abbott-Sprecherin.

In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt hat der Konzern mit Xanaflu beziehungsweise Influvac Exklusivausschreibungen der Krankenkassen gewonnen. Diese Vereinbarungen zu erfüllen, hat für Abbott höchste Priorität: „Gewonnene Ausschreibungsverträge werden wie geplant mit den vertraglich festgelegten Mengen an Grippeimpfstoff für die Saison 2013/14 erfüllt“, betont die Sprecherin.

Daher müssen Ärzte und Patienten in anderen Bundesländern zurückstecken: Während Apotheken in den Regionen, in denen Abbott Vertragspartner ist, weiterhin Bestellungen angenommen werden, werden Anfragen aus anderen Gebieten gesammelt – „für den Fall, dass wir später wieder voll lieferfähig sind“.

Problematisch könnte es auch für Ratiopharm und Stada werden. Denn die beiden Generikafirmen lassen ihren Impfstoff ebenfalls bei Abbott in den Niederlanden produzieren. Die Teva-Tochter hat einen Rabattvertrag in Niedersachsen, der erfüllt werden muss.

Novartis hat dagegen offenbar Probleme bei den Prüfreagenzien für das Genehmigungsverfahren: Offiziell äußert sich der Konzern bislang nicht. Doch aus internen Mails geht hervor, dass Begripal und Optaflu voraussichtlich erst Ende September oder Anfang Oktober geliefert werden können.

In Bremen, Sachsen und Thüringen hat Novartis für Begripal exklusive Rabattverträge mit den Krankenkassen abgeschlossen. Derzeit suchen Kassen, Apotheker und Ärzte nach einer Lösung, damit Patienten geimpft werden können, bis der Rabattimpfstoff zur Verfügung steht.

Keine Produktionsprobleme haben nach eigenem Bekunden GlaxoSmithKline (Influsplit, Influsplit tetra), bioCSL (Afluria), Sanofi Pasteur MSD (Intanza, Vaxigrip) sowie AstraZeneca (Fluenz).

Normalerweise werden die ersten Impfstoffe Ende August oder Anfang September freigegeben und kurz danach ausgeliefert. Spätestens im Oktober wird mit dem Impfen begonnen. Die Produktion läuft bis November, dann werden die Anlagen auf die Impfstoffe für die Südhalbkugel umgestellt.

Im vergangenen Jahr hatte es bereits massive Probleme gegeben. Weil Novartis den Rabattimpfstoff wochenlang nicht liefern konnte, musste zunächst auf Optaflu ausgewichen werden. Im Oktober konnten schließlich auch die Impfstoffe anderer Hersteller eingesetzt werden. In der Folge wurden vielerorts die Vorräte knapp. Apotheker und Ärzte fordern daher die Abschaffung der Ausschreibungen für Impfstoffe.

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