Neun Fakten zu Tuberkulose APOTHEKE ADHOC / dpa, 14.03.2016 14:31 Uhr
Das Robert-Koch-Instituts (RKI) hat aktuelle Daten zu Tuberkulose veröffentlicht: Demnach ist Zahl der Erkrankungen in Deutschland im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent im Vergleich zu 2014 gestiegen. Ein Grund: Die große Zahl von Flüchtlingen, die bei ihrer Aufnahme in Unterkünfte zur Pflichtuntersuchung müssen. Auch wenn nach Einschätzung des RKI kein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht: Die Apotheken sollten ihr Wissen auf den aktuellen Stand bringen.
Was ist Tuberkulose? Die Infektionskrankheit wird durch das Mycobacterium tuberculosis ausgelöst. Tuberkulose, kurz TBC, ist gut mit Antibiotika in den Griff zu bekommen; unbehandelt kann die Krankheit jedoch tödlich verlaufen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben noch immer rund 1,5 Millionen Menschen pro Jahr an Tuberkulose, zumeist wegen fehlender oder schlechter medizinischer Versorgung. Problematisch ist nach Einschätzung von Fachleuten vor allem die Lage in Teilen Afrikas, Osteuropas und Zentralasiens. Nach Angaben des RKI erkrankten 2015 in Deutschland 5865 Personen. Davon entfielen 1250 Fälle auf Asylbewerber.
Wie kann man sich infizieren? In der Regel wird die Krankheit von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen. Das Ansteckungsrisiko nach einmaligem kurzem Kontakt ist sehr gering; Voraussetzung für die Übertragung ist längerer Kontakt mit Erkrankten. Nach Angaben des RKI erfolgt eine Ansteckung deutlich seltener als bei anderen über die Luft übertragbaren Krankheiten.
Welche Arten der TBC gibt es? Ein Befall der Lungen ist mit Abstand die häufigste Form – sie wird entsprechend Lungentuberkulose genannt. Die Krankheit kann aber auch andere Organe wie Nieren, Lymphknoten, Knochen oder Gelenke betreffen. Wenn die Lunge nicht mitbetroffen ist, werden die Erreger so gut wie nicht freigesetzt. Dann besteht kein oder nur ein geringes Übertragungsrisiko.
Führt eine Infektion zwingend zum Ausbruch der Krankheit? Nein. Nach Schätzungen der WHO trägt weltweit jeder Dritte weltweit den Erreger in sich. Nur etwa zu 10 Prozent werden im Laufe ihres Lebens überhaupt krank. Solange die Infizierten gesund bleiben und das Immunsystem das Bakterium kontrolliert, spricht man von einer latenten tuberkulösen Infektion. Eine Ansteckung kann in diesem Stadium nicht erfolgen. Schreitet die Infektion voran, kann es zu einer „geschlossenen“ Lungentuberkulose kommen. Das Entzündungsgeschehen findet zwar in der Lunge statt, es gibt aber keinen Anschluss an die Atemwege. Ansteckungsgefahr geht lediglich von der „offene“ TBC aus, wenn Bakterien in die Atemluft entweichen können.
Sind Kinder stärker gefährdet? Ja. Nach Einschätzung des RKI sind Kinder empfänglicher für eine Infektion und haben ein erhöhtes Risiko, eine aktive TBC zu entwickeln. Außerdem ist die Erkrankung bei Kindern schwieriger zu diagnostizieren, da die Symptome weniger eindeutig sind. Wegen ihres schwächeren Hustenstoßes und einer geringeren Erregerzahl geht von Kindern allerdings ein geringeres Ansteckungsrisiko aus.
Wie wird TBC diagnostiziert? Typische Anzeichen einer fortgeschrittenen Krankheit sind lange andauernder Husten, vor allem mit Auswurf, nächtlicher Schweiß und Gewichtsverlust. Zur Sicherung der Diagnose gehört das Röntgen der Lunge zum Standard. Außerdem können die Erreger mikroskopisch im Auswurf nachgewiesen werden. Weitere mögliche Diagnostik-Verfahren sind Tuberkulin-Hauttests und ein Interferon-Gamma-Test über das Blut. Beide Methoden messen die Immunreaktion auf den Erreger. Sie unterscheiden allerdings nicht zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit.
Wie wird TBC behandelt? Als Standard-Kurzzeittherapie der Lungentuberkulose bei Erwachsenen wird eine sechsmonatige Antibiotika-Therapie verstanden, bei der in den ersten beiden Monaten die Wirkstoffe Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol gegeben werden. Anschließend wird vier Monate lang mit Isoniazid und Rifampicin weiterbehandelt. Bei Resistenzen oder Unverträglichkeiten stehen Reserveantibiotika wie Streptomycin zur Verfügung. Zwei bis drei Wochen nach Beginn einer Therapie sind die Patienten meist nicht mehr ansteckend. Problematisch dabei ist eine mangelnde Compliance der Patienten. Wird die Therapie zu früh abgebrochen, erhöht sich die Gefahr einer Resistenzbildung der Keime.
Was ist anders bei multiresistenter TBC? Bei multiresistenter TBC besteht eine gleichzeitige Resistenz mindestens gegenüber den beiden wichtigsten Erstrangmedikamenten Isoniazid und Rifampicin. Betroffene Patienten müssen besonders gut während der Therapie begleitet werden. Je nach Herkunftsland des Patienten können die Resistenzmuster variieren. Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose hat für diese Fälle Therapieempfehlungen. Die Behandlung der multiresistenten TBC dauert meist bis zu zwei Jahre, teilweise sogar länger.
Was kostet die Behandlung? Weil Tuberkulosefälle sehr unterschiedlich sind, können die Kosten für Krankenhaus, Medikamente und Betreuung stark auseinandergehen. Die Behandlung eines normalen Falls kann nach Expertenanalysen mehrere Tausend Euro kosten. Bei einer multiresistenten Form werden es schnell mehrere Zehntausend Euro oder mehr.