Ein Impfstoff gegen Malaria wurde erfolgreich am Menschen getestet. Rund 15.500 Säuglinge und Kleinkinder in Afrika bekamen das Mittel „RTS,S“ (Adjuvans-System AS01) von GlaxoSmithKline (GSK) bei der vierjährigen Feldstudie. Laut den Ergebnissen schützt das Mittel bei rund jedem Dritten.
„RTS,S“ sei der bislang erste Malaria-Impfstoff, der in einer solchen Feldstudie Wirksamkeit gezeigt habe. Der Wirkstoff ist ein rekombinanter Impfstoff auf Proteinbasis: Er kombiniert Gene aus dem Circumsporozoiten-Protein (CSP) des Malaria-Parasiten mit dem viralen Hüllprotein des Hepatitis B Virus und einem chemischen Hilfsstoff, um die Reaktion des Immunsystems zu steigern. Durch die Induktion hoher Antikörpertiter werden die Parasiten blockiert, sodass diese nicht die Leber infizieren können.
In der Studie erhielt ein Teil der Kinder jeweils im Abstand von einem Monat drei Dosen des Impfstoffs sowie eine Auffrischungsimpfung 18 Monate später. Eine zweite Gruppe erhielt drei Dosen des Impfstoffs, aber nur einen Vergleichsimpfstoff anstatt der Auffrischungsimpfung. Eine dritte Gruppe erhielt nur den Vergleichsimpfstoff. Sowohl Fälle von klinischer als auch schwerer Malaria wurden erfasst.
Der Impfschutz lag je nach Alter der Kinder nur zwischen 26 und 36 Prozent, wie die Forscher im Fachmagazin „The Lancet“ schreiben. Bei Kindern im Alter von 5-17 Monaten betrug der Impfschutz nach allen vier Impfungen 36 Prozent, bei Kindern zwischen sechs und zwölf Wochen 26 Prozent. Die Wirksamkeit verringerte sich im Laufe der Zeit in beiden Altersgruppen. Ohne die Auffrischung lag die Wirksamkeit bei 28 Prozent bei Kindern und bei 18 Prozent bei Babys.
Laut GlaxoSmithKline (GSK) trat in der Woche nach der Impfung häufiger Fieber auf. Manche der betroffenen Kindern litten zusätzlich an Krämpfen. Innerhalb von sieben Tagen verschwanden die Symptome. Zudem traten Fälle von Meningitis bei Kleinkindern auf, auch teilweise Jahre nach der Impfung ohne ersichtlichen Zusammenhang, so GSK.
Bei der Beurteilung des Prüfkandidaten gehen die Meinungen der Wissenschaftler auseinander: Laut Brian Greenwood von der London School of Hygiene and Tropical Medicine ist der Impfstoff zwar nicht perfekt, könne aber vielen helfen, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Weniger optimistisch sind demnach Forscher des Berliner Max-Planck-Insitiuts für Infektionsbiologie, die den Impfstoff als eine herbe Enttäuschung bezeichnen. Bei der erwiesenen geringen Wirksamkeit könne man ebenso gut auf Moskitonetze zurückgreifen.
Die Studie lief von März 2009 bis Januar 2014. Eingeschrieben waren 8922 Kleinkinder und 6537 Babys. Elf Forschungszentren in sieben Afrikanischen Staaten führten die Phase-III-Studie in Kooperation mit GSK und der PATH Malaria Impf Initiative (MVI) durch. Gefördert wurde sie zudem von der Bill & Melinda Gates Foundation.
Die Zulassung wird derzeit von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) geprüft. Im Sommer vergangenen Jahres beantragte GSK die Zulassung. Bei positivem Votum könnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende des Jahres darüber entscheiden. Seit 1984 wird an dem Impfstoff geforscht.
Derzeit werde zudem eine Single-Dosis-Therapie zur Behandlung der Krankheit getestet, schreibt die Medizinische Universität Wien. Die derzeitigen Therapien müssten über mehrere Tage angewendet werden. Wegen Versorgungsengpässen und der raschen Linderung der Symptome sei die Einnahme bis zum Schluss aber oft mangelhaft, das führe zu Therapieversagen, sagt Michael Ramharter von der Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin der Universitätsklinik.
Erste Ergebnisse einer multizentrischen Studie würden nun Hoffnung auf eine Einzeldosis-Therapie geben. In der laufenden, multizentrischen Studie untersuchen die Wissenschaftler die synthetische Substanz OZ439 (Artefenomel). Diese werde in Kombination mit dem bekannten Wirkstoff Piperaquin untersucht. „Eine Dosis einer in Wasser gelösten Tablette, tötet alle Malaria-Parasiten ab und schützt sogar noch einige Wochen vor einer Neuinfektion“, so Ramharter.
Die Sicherheit des Medikaments wurde laut der Universität in Phase-IIb-Studien bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern in acht Ländern Afrikas, Süd-Amerikas und Asiens erfolgreich getestet. Jetzt würden auch Kleinkinder in die Studie eingeschlossen.
In einer weiteren Studie arbeiten die Wissenschaftler an einer optimalen Präventionstherapie für schwangere Frauen. Malaria sei bei Schwangeren stark mit dem Risiko einer Frühgeburt, einem niedrigen Geburtsgewicht des Neugeborenen und mit Blutarmut der Mutter assoziiert. Die derzeitigen Medikamente hätten sich ebenso wie der neu eingesetzte Wirkstoff Mefloquin aber als nicht optimal erwiesen. Laut der Medizinischen Universität Wien sterben jährlich rund 584.000 Menschen weltweit an Malaria, die meisten davon in Afrika.
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