Die Ebola-Epidemie in Westafrika im Jahr 2014 ist überwunden, dennoch kämpfen die Betroffenen mit den Spätfolgen. Das Virus breitete sich rasant mit tödlicher Folge aus. Die Wirkung der im Markt befindlichen Impfstoffe und Arzneimittel sind nicht bekannt. Forschern der Universitäten Marburg und Gießen ist es gelungen, die Wirkung des Pflanzeninhaltsstoffes Silvestrol gegen das Ebola-Virus zu belegen.
Die Ergebnisse der Forscher wurden im Antiviral Research veröffentlicht. Silvestrol könne, auch wenn die Entwicklung eines Medikamentes noch viel Zeit in Anspruch nimmt, gegen den Seuchenerreger eingesetzt werden. Der Naturstoff bindet spezifisch an den eukaryotic initiation factor-4A (elF4A)-Rezeptor. Das Ebolavirus nutzt dieses Enzym um Virus-Proteine herzustellen. Wie jedes Virus, ist auch Ebola auf einen Wirt angewiesen. Das Virus übernimmt die Kontrolle in der Zelle und synthetisiert viruseigene Proteine und nutzt die Zellproteine. Nur wenige Viren können eine Infektionslawine auslösen.
Das Virus greift auf Enzyme der Wirtszellen zu um seine eigene Erbinformation in Proteine umzusetzen. Silvestrol hemmt elF4A. „Damit ist es für das Ebolavirus fast unmöglich, durch Mutationen im eigenen Genom sich der antiviralen Wirkung von Silvestrol zu entziehen“, so die Wissenschaftler. Durch die Hemmung des menschlichen Proteins konnte die Viruslast gesenkt werden. Der Körper kann eine Immunantwort aufbauen.
Für die körpereigenen Zellen stelle Silvestrol keine Gefahr dar, der Stoff wirke nicht toxisch und habe praktisch keine Nebenwirkungen. „Nicht alle unsere zelleigenen mRNAs benötigen die Helikase-Aktivität von eIF4A, da viele mRNAs in den entsprechenden regulatorischen Regionen keine extrem stabilen RNA-Strukturen ausbilden. Unsere Zellen können auch anscheinend die relativ niedrigen Konzentrationen – im Bereich von zehn nanomolar –, die wir eingesetzt haben, sehr gut vertragen.“
Die Grundlage für die Forscher waren die Erkenntnisse in der Krebsforschung. Silvestrol wird bereits zur Hemmung von elF4A eingesetzt und greift in die Proteinbiosynthese bei der Translation ein. Zellstudien konnten die Wirksamkeit gegen die tumorfördernden Proteine bei Dickdarmkrebs belegen.
Einen positiven Effekt konnte das Team auch bei anderen Viren beobachten, die das Protein eIF4A für die Herstellung ihrer Virusproteine benötigen. „Es bleibt künftigen Studien vorbehalten, eine antivirale Breitbandwirkung von Silvestrol zu bestätigen“, sagen die Forscher. Die Untersuchungen am Ebola-Virus waren aufgrund der hohen Sicherheitsbedingungen möglich. Die Universität Marburg verfügt über ein biologisches Labor mit der Sicherheitsstufe vier. „Wir haben unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen untersucht, welchen Effekt Silvestrol auf menschliche Zellen ausübt, die mit dem Ebolavirus infiziert sind.“
Der komplexe Naturstoff wird aus dem Mahagoni-Gewächs Aglaia foveolata, der in Indonesien und Malaysia beheimatet ist, gewonnen. Die Pflanzenarten können als Bäume oder Sträucher wachsen und Wuchshöhen bis zu 40 Meter erreichen.
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