Das neue gefährliche Coronavirus kann die Immunabwehr in den Atemwegen des Menschen ähnlich leicht umgehen wie bestimmte Erkältungs- oder SARS-Viren. Zu diesem Schluss kommen internationale Wissenschaftler um ein Team vom Kantonspital in St. Gallen nach Laborversuchen. Die Experten berichten im Online-Journal „mBio" der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie (ASM) auch, dass Patienten womöglich mit einer Immuntherapie behandelt werden könnten.
Das Virus war erstmals im vergangenen Juni bei einem Mann aus Saudi-Arabien aufgefallen, der an einer schweren Atemwegsinfektion und Nierenversagen starb. Bislang sind laut WHO insgesamt zwölf Krankheitsfälle bekannt geworden, fünf Menschen starben an der Infektion mit dem Coronavirus. Fast alle Patienten waren in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens gewesen.
Der Erreger gehört zur selben Gruppe wie SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom). Die Ausbreitung der schweren Lungenkrankheit hatte vor zehn Jahren weltweit für Schrecken gesorgt. Damals waren weltweit etwa 800 Menschen gestorben. Beide Coronaviren sind nach Angaben der Forscher eng mit Fledermaus-Viren verwandt. Das lege nahe, dass die Erreger von Tieren auf den Menschen übergegangen sein müssen.
Für die Studie infizierten die Wissenschaftler Epithelzell-Kulturen von drei verschiedenen Menschen. Die Coronaviren vermehrten sich in diesen Zellen überraschend wirkungsvoll und anfangs schneller als SARS-Viren, hieß es. Sie umgingen die angeborene Immunabwehr ähnlich gut wie verschiedene Erkältungsviren. Die Viren seien damit gut an den Menschen angepasst.
Um die schwache Immunreaktion zu verbessern, behandelten die Forscher die Gewebezellen mit Interferonen, bevor sie die Zellen mit Viren infizierten. Den Angaben zufolge befielen die Viren daraufhin weniger Zellen. Die Ergebnisse seien ermutigend, dass damit eine Therapiemöglichkeit bestehe für Patienten mit dem neuen Coronavirus, hieß es. Weitere Studien seien jedoch dringend notwendig.
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