Infektionsforschung

Kupfer gegen MRSA Dr. Kerstin Neumann, 07.03.2016 14:32 Uhr

Berlin - 

Kupfer kann Staphylokokken effektiv zerstören. Das zeigt eine Studie der University of Southampton. Die Wissenschaftler haben erstmals herausgefunden, dass Kupfer-Ionen nicht nur die Lebensfähigkeit der Keime beeinflussen, sondern auch deren genetisches Material zerstören. Damit ist das Risiko für einen horizontalen Gentransfer auf andere Keime vermindert. Kupferhaltige Oberflächen in Krankenhäusern könnten so die Bildung von weiteren Resistenzen verhindern, so die Wissenschaftler. 

In Krankenhäusern gelten Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) als besondere Gefahr, da sie für schwere Infektionen verantwortlich sind. Staphylokokken werden häufig durch Tröpfcheninfektionen übertragen, mitunter aber auch durch die Berührung mit den Händen. Dieser Übertragungsweg gilt als gefährlicher, da Kontaminationen deutlich seltener bemerkt werden – und entsprechend seltener beseitigt.

Ein besonderes Problem: Die Keime siedeln sich auch auf Edelstahl-Oberflächen an, wie sie häufig in Krankenhäusern vorkommen. Dort können sie über mehrere Tage verweilen und bei der nächsten Berührung auf einen anderen Wirt überspringen. Ein weiteres Problem: Auf den Oberflächen kann ein horizontaler Gentransfer stattfinden, bei dem beispielsweise Resistenzgene von einer Bakterienart auf eine andere übertragen werden kann.

Bereits seit einigen Jahren ist bekannt, dass Kupfer-Ionen bestimmte Bakterien abtöten. Aus diesem Grund werden in Krankenhäusern zum Teil Oberflächen und Türklinken aus Kupfer-Legierungen eingesetzt, um die Flächen möglichst keimfrei zu halten. Was dabei genau passiert, veröffentlichten die britischen Wissenschaftler jetzt im Fachjournal „Applied and Environmental Microbiology". Sie untersuchten die Veränderungen der Keimzahl von MRSA-Erregern über simulierte Fingerberührungen auf rostfreiem Stahl und verglichen die Ergebnisse mit kupferhaltigen Oberflächen.

Das Ergebnis: Auf den Stahloberflächen konnten sich die Erreger lange Zeit am Leben halten. Kamen sie jedoch mit Kupfer in Kontakt, starben die Zellen schnell ab. Während Tröpfchen mit MRSA-Bakterien bis zu 90 Minuten auf der Kupfer-Oberfläche überlebten, war der Großteil der Keime über Berührungen mit der Hand bereits nach zehn Minuten Kontakt mit reinem Kupfer abgetötet. Eine Legierung aus Kupfer, Nickel und Messing tötete die Keime innerhalb von 15 Minuten ab.

Die Kupfer-Exposition schädigt dabei nicht nur die bakterielle Respiration, sondern zerstört auch die DNA selbst. Dadurch komme es zwangsläufig zum Abbau und Tod der Zelle, so die Mediziner. „Unsere Arbeit zeigt, dass Kupfer verschiedene Stellen der Zelle angreift. Durch die Zerstörung des Erbguts gibt es keine Gelegenheit zur Bildung von Mutationen, die über den horizontalen Transfer an andere Mikroben weitergegeben werden könnten", erklärt Studienautor Dr. Bill Keevil.

Für Noroviren haben man bereits ähnliche Effekte zeigen können, so die Forscher. Die Kenntnis des Wirkmechanismus sei ein wichtiger Schritt, um der Entstehung von weiteren multiresistenten Keimen vorzubeugen, so die Forscher. Kupfer-Ionen könnten leichtfertige Übertragungen über Oberflächen verhindern. Die Wissenschaftler sehen nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch an öffentlichen Orten die Verwendung von Kupfer als sinnvoll an, um Infektionen durch potenziell gefährliche Bakterien und Viren und verhindern.