Neue Rezeptur für Tobrazid Nadine Tröbitscher, 12.10.2016 13:39 Uhr
Infectopharm wird das Antibiotikum Tobrazid 80 mg/2 ml ab November mit neuer Rezeptur ausliefern. Das neue Produkt wird das alte 1:1 ersetzen, aber zukünftig kein Natriumedetat mehr enthalten. Die Wirkstärke 40 mg/1 ml wird voraussichtlich Anfang nächsten Jahres umgestellt.
Tobrazid enthält den Wirkstoff Tobramycin und ist zugelassen für die Behandlung von nosokomialen Infektionen der unteren Atemwege einschließlich schwerer Pneumonien sowie Haut- und Weichteilinfektionen einschließlich schwerer Verbrennungen. Der Wirkstoff wird von anderen Herstellern auch als Augentropfen und Lösung für Vernebler angeboten.
Tobramycin gehört zur Gruppe der Aminoglykoside und ist somit ein bakterizid wirkendes Antibiotikum. Es bindet an bakterielle Ribosomen und bewirkt eine fehlerhafte Proteinproduktion. Die Mikroorganismen werden somit irreversibel geschädigt.
Tobramycin ist wirksam gegen gramnegative Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa. Das Bakterium zählt mit 10 Prozent verursachter Infektionen zu den am häufigsten auftretenden Krankenhauskeimen.
Das Antibiotikum kann auf verschiedene Wege appliziert werden. So werden die Ampullen von Patienten mit Mukoviszidose inhaliert, wenn die Lunge mit Pseudomonas aeruginosa besiedelt ist. Die Inhalation erfolgt mit Hilfe eines elektrischen Verneblers. Häufig kommt Tobramycin zusammen mit einem Betalactam-Antibiotikum zum Einsatz.
Die neuen Tobrazid-Produkte werden zu den gleichen Bezugsbedingungen auf den Markt kommen wie ihre Vorgänger. Infectopharm hat ein Portfolio von 75 Produkten. Das Unternehmen hat seinen Hauptaugenmerk auf der Entwicklung neuer Darreichungsformen bekannter Wirkstoffe.
Seit der Gründung hat sich das Familienunternehmen darauf spezialisiert, neue, kindgerechte Darreichungsformen für bekannte Wirkstoffe zu entwickeln. Damit trifft der Hersteller geschickt die Nische zwischen Discountanbietern und Rabattverträgen. Im vergangenen Jahr hat man im hessischen Heppenheim eine neue Zielgruppe entdeckt: Senioren, die mit der Einnahme von festen oralen Arzneiformen überfordert sind. Unter der neuen Dachmarke Geriasan wurden Metformin und Gabapentin als Saft auf den Markt gebracht. Das OTC-Portfolio läuft über die Tochterfirma Pädia.