Indikationserweiterungen

EMA: Drei neue Optionen für Kinder

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Berlin -

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat für sechs Präparate eine Empfehlung zur Erweiterung der Zulassung ausgesprochen. Darunter sind ein Medikament zur Psoriasis-Behandlung, ein Antibiotikum, ein Antiemetikum, ein HIV-Mittel, ein Krebsmedikament und ein Mittel gegen pulmonale arterielle Hypertonie (PAH). Gleich drei Produkte sollen zukünftig auch bei Kindern angewendet werden können.

Merck Sharp & Dohme (MSD) kann auf die Marktzulassung einer neuen Darreichungsform seines Antiemetikums Emend (Aprepitant) hoffen. Die EMA empfahl die Zulassung als Pulver zur Herstellung einer Suspension für Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und 12 Jahren. Das Präparat wird eingesetzt zur Prävention von Übelkeit und Erbrechen bei hoch bis moderat emetogener Chemotherapie.

Die bereits auf dem Markt befindlichen Kapseln zur oralen Einnahme können zukünftig wohl ebenfalls in größerem Rahmen eingesetzt werden: Auch Kinder ab dem Alter von 12 Jahren sollen in den Indikationsbereich fallen.

Aprepitant ist ein Antagonist der Neurokinin-Rezeptors NK1. Der Wirkstoff hemmt zusätzlich CYP3A4; entsprechend gibt es zahlreiche Interaktionen und Kontraindikationen, etwa mit Ciclosporin, Tacrolimus, Sirolimus, Everolimus, Alfentanil, Dihydroergotamin, Ergotamin, Fentanyl und Chinidin.

Novartis erhielt den Zuschlag für zwei weitere Indikationen seines Psoriasis-Medikaments Cosentyx (Secukinumab). Neben der First-Line-systemischen Therapie von moderater bis schwerer Plaque-Psoriasis ist Cosentyx künftig auch zur Therapie von Psoriasis-Arthritis (PsA) und Spondylitis ankylosans (AS) vorgesehen.

Beide neuen Indikationen sind als Second-Line-Therapie empfohlen. Das Präparat soll dann zum Einsatz kommen, wenn die Standardtherapien nicht ausreichend waren. Für die erste Indikation hatte Novartis im Januar die Zulassung von der EU-Kommission erhalten. In klinischen Studien hatten mindestens 70 Prozent der Patienten in den ersten 16 Wochen der Behandlung klare Haut oder fast klare Haut erreicht.

Cosentyx ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der selektiv Interleukinrezeptoren neutralisiert und damit die Freisetzung von Entzündungsfaktoren blockiert. Das Interleukin IL-17A ist in hohen Konzentrationen in von Psoriasis betroffener Haut zu finden und ein bevorzugtes Ziel für experimentelle Therapien.

Einen weiteren Erfolg konnte Novartis für sein Antibiotikum Cubicin (Daptomycin) verzeichnen. Es wird bereits seit 2006 bei Erwachsenen gegen komplizierte Haut- und Gewebe-Infektionen verwendet. Jetzt erhielt der Hersteller die Zulassungsempfehlung auch für Kinder ab einem Jahr.

Daptomycin ist ein stark bakterizides cyclisches Lipopeptid gegen grampositive Bakterien. Es wird Calcium-abhängig in die Zellmembran eingebaut und übernimmt dort die Funktion eines Ionenkanals. Der darauf folgende Kalium-Ausstrom aus der Zelle stört dessen Funktionalität.

Der Wirkstoff gilt als Reserveantibiotikum und wird bei Problemkeimen wie MRSA eingesetzt. Allerdings traten unter Behandlung mit Cubicin auch schwere Nebenwirkungen auf. In einzelnen Fällen wurde über das Auftreten von eosinophiler Pneumonie berichtet. Weitere Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen, Pilzinfektionen, lokale Reaktionen an der Injektionsstelle, anormale Leberenzymspiegel sowie erhöhte Kreatinphosphokinase-(CPK)-Werte.

Ebenfalls eine Indikationserweiterung für die Anwendung bei jüngeren Patienten steht für das HIV-Therapeutikum Edurant (Rilpivirin) an. Die EMA empfahl das Produkt von Hersteller Janssen nun auch für Kinder ab 12 Jahren. Rilpivirin ist indiziert für Patienten, die zum ersten Mal eine gezielte Therapie beginnen und deren Viruslast weniger als 100.000 Kopien/ml beträgt.

Für die Anwendung von Erwachsenen hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bereits im Jahr 2012 einen geringen Zusatznutzen bescheinigt. Der G-BA hatte als zweckmäßige Vergleichstherapie Efavirenz in Kombination mit zwei Nukleosid/Nukleotidananaloga (Tenovoir/Emtricitabin oder Abacavi/Lamivudin) festgelegt. Rilpivirin hatte sowohl alleine als auch in Kombination eine bessere Verträglichkeit gezeigt.

Rilpivirin gehört zur Klasse der nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase- Inhibitoren (NNRTI). Im Gegensatz zu anderen Vertretern dieser Gruppe gibt es bislang nur wenige Resistenzen gegen das Medikament.

Volibris (Ambrisentan) von GlaxoSmithKline (GSK) soll nach dem Willen der EMA eine Zulassungserweiterung auch für eine Kombinationstherapie erhalten. Bislang war das Präparat nur als Monotherapie an Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) zugelassen.

GSK hatte für die Indikationserweiterung neue Daten aus einer Phase 3b/4 Studie eingereicht. In dieser konnte mit der Kombination Ambrisentan/Tadalafil des Therapieversagen gegenüber der Monotherapie mit nur einem der beiden Präparate um 50 Prozent reduziert werden.

Der selektive Endothelin-A-Rezeptor-Antagonist ist zur Behandlung von Patienten mit PAH der WHO-Funktionsklassen II und III indiziert. Das seit April 2008 zugelassene Präparat soll die körperliche Belastbarkeit steigern.

Für das Onkologikum Xalkori (Crizotinib) hatte die EMA 2012 nur eine bedingte Zulassungsempfehlung ausgesprochen. Nun konnte Hersteller Pfizer nachlegen und sogar eine Empfehlung zur Erweiterung der Indikation erreichen.

Xalkori soll nun als First-Line-Therapie bei Patienten angewendet werden, die an einem fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs erkrankt sind, der mit einer überaktiven anaplastischen Lymphom-Kinase einhergeht (ALK-positiv). Bereits genehmigt ist die Behandlung von bereits vorbehandelten Patienten.

Crizotinib hemmt selektiv die ALK-Rezeptortyrosinkinase. Die genaue Funktion der Kinase im gesunden Gewebe ist Pfizer zufolge noch nicht vollständig geklärt. Allerdings könne das für sie kodierende Gen durch Fusion mit anderen Genen zum Onkogen werden. Die EML4-ALK-Fusion fördere zum Beispiel das Tumorwachstum beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom. Durch Inhibierung der Kinase werde das Tumorwachstum bei dieser Tumorart unterdrückt.

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