Anstatt Insulin

Indikationserweiterung bei Merck: Metformin in der Schwangerschaft Alexandra Negt, 02.03.2022 14:57 Uhr

Schwangere können zukünftig mit Metformin therapiert werden. Foto: Image Point Fr/shutterstock.com
Berlin - 

Die Prävalenz von Hyperglykämie in der Schwangerschaft nimmt weltweit zu. Bislang mussten Frauen auf Insulin zurückgreifen, um ihre Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft zu therapieren. Nun hat Merck für sein Metformin-haltiges Präparat Glucophage eine Indikationserweiterung erhalten. Somit können Schwangere zukünftig auf eine orale Therapie zurückgreifen.

Diabetes während der Schwangerschaft wurde bisher ausschließlich durch das Spritzen von Insulin behandelt. Nun können Frauen auch auf eine orale Therapie zurückgreifen. Merck hat für die Präparate Glucophage und Glucophage XR die Zulassungserweiterung erhalten. Die Zulassung wurde im Rahmen eines europäischen Worksharing-Verfahrens (WSP) erteilt. Die EU-weite Zulassungserweiterung wurde auf der Grundlage von Ergebnissen der registerbasierten Kohortenstudie Clue2 von Merck genehmigt.

Insgesamt wurden Daten von über 4000 Metformin-exponierten Schwangerschaften analysiert. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug 11 Jahre. Ebenfalls mit einbezogen wurden unabhängige wissenschaftliche Publikationen. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Anwendung von Metformin in der Schwangerschaft kein erhöhtes Risiko für angeborene Fehlbildungen darstellte. Auch die fetale oder neonatale Toxizität war im Vergleich zur Insulin-Behandlung der Schwangeren nicht erhöht.

Das Ausweichen auf eine orale Therapie kann zudem die Compliance erhöhen. Denn viele Frauen werden mit der Erkrankung neu konfrontiert. Die Abläufe müssen erst geübt werden. Die Blutzuckerkontrolle gehört mitunter zu den neuen Aufgaben der werdenden Mutter. Da Metformin in den Studien eine vergleichbar gute Blutzuckerkontrolle wie Insulin zeigte, können Ärzt:innen die orale Therapie als Alternative vorschlagen. Darüber hinaus war der oral einzunehmende Wirkstoff mit einem geringeren Risiko für Präeklampsie assoziiert.

Für Frauen, die bereits vor der Empfängnis zuckerkrank sind, gilt die Krankheitskontrolle als wichtigster Grundstein für eine bevorstehende Schwangerschaft. Die Blutzuckerwerte sollten stabil sein und möglichst geringen Schwankungen unterliegen. Der Langzeitzuckerwert Hba1c sollte drei Monate vor der Empfängnis unter 7 Prozent, idealerweise unter 6,5 Prozent liegen. Außerdem sollten Blutdruck, Blutfettwerte und die Schilddrüsenwerte kontrolliert und gegebenenfalls medikamentös eingestellt werden. Es gilt also bereits bei bestehendem Kinderwunsch den Facharzt oder die Fachärztin frühzeitig einzubeziehen. Nur so können die idealen Grundvoraussetzungen geschaffen werden.