Die zwei einzigen Impfstoffe gegen Hepatitis A auf dem deutschen Markt sind nicht lieferbar. Bereits seit Ende September kann die Vakzine Hav pur von Novartis nicht mehr bestellt werden. Bei Glaxo Smith Kline (GSK) gibt es seit rund zwei Wochen Probleme bei Havrix. Zumindest das Novartis-Präparat soll ab Anfang nächster Woche verfügbar sein.
Bei Novartis heißt es, es gebe Differenzen mit einem Lieferanten. Dieser habe verschiedene Wirkstoffchargen zurückgerufen und nicht rechtzeitig geliefert. Ab Anfang kommender Woche könne der Impfstoff wieder verschickt werden.
GSK spielt den Ball weiter zum Mitbewerber: Der sei lange nicht lieferfähig gewesen, daher sei die Nachfrage gestiegen und die Produktion nicht mehr nachgekommen. Zwar werde weiter produziert, gleichzeitig gebe es in der Herstellung aber Verzögerungen. Woran das liege, behält das Unternehmen für sich. Schon im November sei klar geworden, dass die Vorräte nicht mehr lange vorhalten würden. Weiterhin lieferfähig ist die Havrix-Version für Kinder sowie der Zweifachimpfstoff Twinrix.
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist der kombinierte Impfstoff aber keine geeignete Alternative. „Hepatitis A und B sind zwei völlig verschiedene Indikationen“, so eine Sprecherin. Diese müssten keinesfalls zwingend in einer Impfung gebündelt werden. Dem entsprechend gibt es auch eigene Stiko-Empfehlungen für beide Impfungen.
2012 war Havrix noch um 22 Prozent auf rund 118.000 Verordnungen im Wert von rund 5,2 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Im Folgejahr sanken die Verordnungen um 3,7 Prozent auf 114.000. Hav pur verzeichnete im vergangenen Jahr ein Anstieg des Verschreibungsvolumens um rund 40 Prozent auf rund 25.000 im Wert von 1,3 Millionen Euro. Schon 2012 war die Anzahl der Verordnungen um rund 30 Prozent auf 18.800 für 954.800 Euro gestiegen.
Lieferengpässe treten bei Impfstoffen ebenso häufig auf, wie bei anderen Arzneimitteln. So kam es etwa 2012 bei der Auslieferung des Grippeimpfstoffs Begripal zu Verzögerungen. Denn Novartis hatte als einziger Lieferant die Zuschläge der Grippeimpfstoff-Ausschreibung erhalten.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat deshalb im Mai dieses Jahres zum Verzicht auf Rabattverträge für Impfstoffe aufgerufen. Zahlreiche Berufsverbände der Ärzte forderten einen vollständigen Stopp von Impfstoff-Ausschreibungen. Während sich die Politik des Themas annimmt, werden einzelne Rabattrunden der Kassen bereits von Herstellern boykottiert.
APOTHEKE ADHOC Debatte