Ostdeutsche schludern bei Masernimpfung dpa, 11.01.2016 18:28 Uhr
Beim Impfen gelten die Ostdeutschen aufgeschlossener als ihre Landsleute im Westen. Eine Untersuchung zu Masernimpfungen bei Kleinkindern zeigt jetzt das Gegenteil.
In Deutschland sind nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu wenige Kleinkinder gegen Masern geimpft. Dabei sieht es in Ostdeutschland noch schlechter aus als im Westen. „Den West-Ost-Unterschied bei den Masern können wir noch nicht erklären, das muss weiter untersucht werden“, sagte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. In Ostdeutschland sind die Impfquoten gewöhnlich immer noch höher als im Westen, weil es in der DDR für viele Krankheiten eine Impfpflicht gab.
Nur rund 87 Prozent der Einjährigen in Deutschland haben nach RKI-Angaben eine erste Impfdosis gegen Masern erhalten. Das Ziel von 95 Prozent sei davon noch weit entfernt, heißt es im jüngsten Epidemiologischen Bulletin des Instituts. In den alten Bundesländern liegt die Quote in dieser Altersgruppe mit rund 88 Prozent über der in den neuen Bundesländern (rund 82 Prozent). Besonders schlecht ist die Impfquote in Sachsen mit 73,5 Prozent.
Eine zweite Impfung sollten Kinder hierzulande nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) im Alter von 15 bis 23 Monaten bekommen. Auch hier hinkt Deutschland dem Ziel hinterher. Im Bundesschnitt haben nur 71 Prozent der Kinder im Alter von 24 Monaten die zweite Dosis erhalten. Die Quote im Osten ist wiederum etwas niedriger als im Westen. Auch im Alter von drei Jahren sind erst 85 Prozent aller Kinder zum 2. Mal geimpft. Um die Masern weltweit auszurotten, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Impfquote von über 95 Prozent für die zweifache Masernimpfung in allen Altersgruppen.
Eine mögliche Ursache für die Zurückhaltung im Osten sei, dass Eltern dort zumindest in der Vergangenheit seltener mit ihren Kindern zu Vorsorgeuntersuchungen gegangen sind, sagte Glasmacher. Bei diesen Untersuchungen würden Kinder in der Regel geimpft.
Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es laut RKI auch bei der Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs. Hier ist das Ost-West-Verhältnis allerdings wieder umgekehrt. Die Quoten im Osten waren bei den 15- und bei den 17-jährigen Mädchen (rund 44 und 57 Prozent) durchweg höher als in den alten Ländern (rund 27 und 29 Prozent).
Erst im vergangenen Jahr hatte ein RKI-Bericht über die Impfquoten von Schulanfängern im Jahr 2013 deutliche Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern gezeigt. Laut dem Bericht waren Kinder in Westdeutschland seltener gegen Masern, Mumps, Röteln und andere Krankheiten geimpft als Gleichaltrige in Ostdeutschland.