Impfen: Patch statt Spritze APOTHEKE ADHOC, 14.01.2019 13:49 Uhr
Impfen ohne Injektion und ohne Kühlung der Vakzine: Forschern der University of Sydney ist es gelungen, einen Chip zu entwicklen, der ein schmerzfreies Impfen ohne Nadel ermöglicht und gleichzeitig Kosten spart.
Für Menschen mit Tryanophobie – Angst vor Injektionen – ist die Entwicklung des Chips ein Segen. Das Team hat einen „Micro-projection Array“ (MAP) entwickelt und testet nun dessen Marktreife. Der Chip ist nur wenige Quadratzentimeter groß und kleiner als eine Briefmarke. MAP besteht aus einem biomedizinischen Polymer-Material, das 5000 in den Impfstoff gehüllte Mikro-Projektionen einbettet. Diese können die äußere Hautschicht passieren und die Impfstoffe zu den Hautzellen transportieren. Der Patch kommt ohne Kühlung aus und wird mit Hilfe eines Wegwerfapplikators auf der Haut angebracht.
„Impfstoffe mithilfe dieser Technologie bereitzustellen, ist sehr viel günstiger und einfacher als flüssige Impfstoffe, die kühl gelagert werden müssen“, erklärt Cristyn Davies von der University of Sydney. „Dies wäre ein entscheidender Vorteil in abgelegenen Gebieten, etwa auch Entwicklungsländern, wo die Verfügbarkeit von Kühlschränken für die Impfstoffe nicht immer gegeben ist.“
Das australisch-neuseeländische Team testet nun die Akzeptanz des Patches bei Ärzten und Patienten und bewertet den Kosten-Nutzen-Faktor im Vergleich zu den herkömmlichen Impfungen. „Wir werden den Patch in verschiedenen Situationen und bei verschiedenen Altersgruppen testen, am Arbeitsplatz und mit Hausärzten“, so die Forscher.
Das Konzept Impfen ohne Nadel könnte dazu beitragen, die Impfquote zu steigern. Denn viele Verbraucher verzichten auf eine Impfung, da sie sich vor der Nadel fürchten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt zudem jährlich etwa 1,3 Millionen Todesfälle verursacht durch Verletzungen durch die Nadel oder dadurch entstandene Kontamination, schreibt der Australisch-Neuseeländische Hochschulverbund.
Der Patch wird vom australischen Unternehmen Vaxxas vermarktet. Das Unternehmen hat bereits vor etwa vier Jahren eine von der WHO unterstützte Studie durchgeführt, die die Verwendung und die Verträglichkeit des Applikators für Impfungen gegen Kinderlähmung in Benin, Nepal und Vietnam untersucht hat. „Vaxxas plant, den Patch für Australien zu entwickeln und zu vermarkten. Unsere Forschung konzentriert sich darauf, wie er von Patienten und Anwendern wahrgenommen wird“, erklärt Cristyn Davies. Das Vaxxas MAP Impfstoff-Verteilungssystem wurde an der University of Queensland erfunden und wird jetzt an dem Translational Research Institute weiterentwickelt.
US-Wissenschaftler haben bereits vor einigen Jahren herausgefunden, dass eine Immunisierung gegen Influenzaviren mittels Impf-Pflaster genauso effektiv ist wie die Spritze in den Oberarm. Die Studie wurde im Fachjournal „Lancet“ publiziert. Zur Analyse haben Ärzte der Emory University in Atlanta 100 Freiwillige im Alter von 18 bis 49 Jahren herangezogen, die zuvor nicht mit dem Grippeimpfstoff der Saison 2014/15 geimpft worden waren. Die Phase-1-Studie war randomisiert, einfach-blind und placebo-kontrolliert. Sie wurde von Juni bis September 2015 durchgeführt. 28 Tage nach der Pflasterimpfung stellten die US-Wissenschaftler fest, dass die Immunantwort vergleichbar war mit einer intramuskulären Impfung. Gemessen wurde dies an der Entwicklung von Antikörpern (Serokonversion) gegen Grippeviren.