Die Immunität gegen Sars-CoV-2 stellt einen wichtigen Teil der Pandemie-Bekämpfung dar. Es ist daher wichtig zu verstehen, wie genau das Immunsystem auf Sars-CoV-2 reagiert und in welcher Form sich ein Immunschutz durch eine Infektion aufbaut. Forscher:innen des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik haben gemeinsam mit einem Team der Uniklinik Freiburg die Immunität von Covid-Genesenen untersucht. Dabei sind sie auf neue Erkenntnisse gestoßen.
Die Mediziner:innen und Immunolog:innen hatten sich bereits früh für ihre Forschungen zusammengefunden. „Wir haben mit dieser Studie bereits in einer sehr frühen Phase der Pandemie im Jahr 2020 begonnen, als noch sehr wenig über die Immunantwort nach einer überstandenen Infektion bekannt war“, erklärt Erika Pearce, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik. Nun konnte das Team herausfinden, dass neben Antikörpern und T-Zellen auch das Interleukin-33 (IL-33) eine wichtige Rolle bei der Immunität gegen Sars-CoV-2 spielt. Dieser Zusammenhang war bislang nicht bekannt.
Beim IL-33 handelt es sich um ein körpereigenes Zytokin – einen Botenstoff, der bei einem Zweitkontakt mit dem Virus als Alarmgeber fungiert und dem Immunsystem Gefahr signalisiert. Bei einer Infektion wird im Körper eine komplexe Immunantwort ausgelöst, die eine künftige Reinfektion verhindern soll: Neben Antikörper-produzierenden B-Zellen sind dafür auch die Gedächtnis-T-Zellen wichtig.
Im Zuge ihrer Studie untersuchte das Team die Blutproben von mehr als 150 Covid-Genesenen. Zum einen entdeckten die Forscher:innen, dass es bei den Patienten zu hohen Antikörperspiegeln kam, die auch nach zwei Monaten noch anhielten. „Wir fanden das sehr ermutigend, aber wollten auch besser verstehen, wie das Immunsystem wirklich auf eine zweite Begegnung mit dem Virus reagieren würde“, erklärt Petya Apostolova. Also brachte das Team die Blutzellen der Patienten mit dem Virus in Kontakt: Es zeigte sich, dass die Gedächtnis-T-Zellen schnell auf die Proteine reagierten und die Immunreaktion in Gang setzten.
Es wurden jedoch auch verschiedene andere Moleküle gemessen – dabei geriet IL-33 in den Fokus. Die Menge korrelierte sowohl mit der Antikörper-Menge wie auch mit dem Aktivierungsgrad der Gedächtnis-T-Zellen. Die Studie stellt damit erstmals einen Zusammenhang zwischen der Il-33-Produktion und der Immunität gegen Sars-CoV-2 her.
„Wir vermuten, dass Interleukin 33 – das normalerweise als Alarmsignal produziert wird – ein wichtiges Bindeglied zwischen Schutz und Krankheitsschwere sein könnte“, verdeutlicht Cornelius Waller vom Universitätsklinikum Freiburg. Das Zytokin kann demnach positive Effekte bei der T-Zell-Aktivierung haben, aber andererseits auch Entzündungen in der Lunge fördern.
In vorherigen Studien wurde es bereits mit chronischen Lungenerkrankungen in Zusammenhang gebracht. Eine Analyse weiterer Lungenzell-Proben bestätigte die IL-33-Produktion in der Lunge Covid-Erkrankter. Nun sollen weitere Untersuchungen folgen – auch um Schädigungen des Lungengewebes bei schweren Verläufen zu erforschen.
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