Icodec: Erstes Wocheninsulin vor Einführung Sandra Piontek, 30.05.2024 07:55 Uhr
Mehrmals täglich Insulin zu spritzen, beeinträchtigt die Alltagsaktivitäten von vielen Diabetiker:innen. Mit dem Ultra-Langzeit-Insulin Icodec kann die Anwendung auf einmal wöchentlich reduziert werden. „Mit dieser Innovation wird die Compliance der Patienten und Patientinnen erheblich verbessert“, so Sebastian Meyhöfer von Novo Nordisk. Spätestens ab Herbst diesen Jahres soll das Fertigarzneimittel Awiqli zur Verfügung stehen.
Mit Insulin icodec kommt ein lang wirkendes Humaninsulin, vorrangig für Typ-2-Diabetiker:innen, von Novo Nordisk auf den Markt. Der Fokus liegt dabei auf der Regulierung des Glukosestoffwechsels. Das Ultra-Langzeit-Insulinanalogon hat eine Halbwertszeit von 196 Stunden, dies entspricht etwa acht Tagen. Durch die hohe Affinität an Albumin können Diabetiker:innen die täglichen Injektionen auf eine einmal wöchentliche Gabe reduzieren: „Außerdem wird ein allmählicher Speicher aufgebaut. Das bringt enorme Vorteile für die Patienten und erhöht die Compliance“, so Meyhöfer.
Das Injektionsvolumen bleibe dabei in einem ähnlichen Bereich, wie es auch bei der täglichen Injektion der Fall war: „Es muss also nicht viel mehr gespritzt werden, nur weil die Anwendung einmal wöchentlich erfolgt“, weiß Dr. Tim Heise vom Institut für Stoffwechselforschung in Neuss. Mehr noch: „Dadurch, dass ein Speicher aufgebaut wird, fallen auch vergessene Dosen für den Anwender nicht so stark ins Gewicht, wie es beispielsweise bei einem Glargin-Insulin der Fall wäre“, so der Experte.
„Insgesamt können wir mit diesem Langzeit-Insulin den Patienten die Angst vor einer Insulin-Therapie nehmen“, erklärt Meyhöfer. Er wisse aus seiner Praxiszeit, dass Betroffene eine Insulintherapie mit einem Spätstadium ihres Diabetes gleichsetzen: „Muss die Injektion nicht mehr mehrmals täglich erfolgen, ist das wesentlich angenehmer für die Menschen und wird besser akzeptiert“, so der Experte.
Auch Hausärztin Petra Sandow sieht für das wöchentliche Insulin viele Vorteile: „Viele Patienten denken, sie seien schrecklich krank, wenn sie Insulin spritzen müssen. Für mich wird es mit Icodec deutlich leichter, den Menschen die Insulintherapie näherzubringen. Patienten wollen ein Therapieschema, welches so einfach wie möglich umzusetzen und zu merken ist und den Alltag nicht belastet.“ Eine Spritze sei eben etwas anderes als eine Tablette: „Es schaffen gerade mal zwei Drittel, die Spritz-Therapie so durchzuhalten, wie wir es empfehlen. Die schlechte Adhärenz zieht aber auch mehr Folgekomplikationen nach sich.“
Auch der Beratungsumfang würde deutlich abnehmen: „Ich werde die Patienten seltener sehen, um sie in der Adhärenz zuhalten. Weniger Injektionen heißt im Umkehrschluss mehr Zeit für uns in der Praxis für andere Patienten“, erklärt Sandow.
Einen genauen Termin für die Verfügbarkeit kann Meyhöfer noch nicht nennen: „Wir können aber sagen, dass Icodec-Insulin spätestens in diesem Herbst auf dem Markt verfügbar sein wird.“