Ibuprofen stört Zeugungsfähigkeit Deniz Cicek-Görkem, 25.01.2018 13:31 Uhr
Die rückläufige männliche reproduktive Gesundheit ist zunehmend zum Diskussionsgegenstand in der Wissenschaft geworden. Ein Grund könnte Ibuprofen sein: Forscher der Universität Kopenhagen haben in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass das Schmerzmittel den Hormonspiegel bei Männern beeinflusst. Die Ergebnisse wurden im „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.
Unter Verwendung einer einzigartigen Kombination aus einer randomisierten, kontrollierten klinischen Studie und Ex-vivo- und In-vitro-Ansätzen analysierte die Arbeitsgruppe um Dr. David Møbjerg Kristensen 31 männliche Studienteilnehmer im Alter von 18 bis 35 Jahren. 17 von ihnen erhielten sechs Wochen lang zweimal täglich 600 mg Ibuprofen, 14 erhielten ein Placebo.
Zu den Ausschlusskriterien gehörten BMI >30, Knieverletzungen, Magengeschwüre, Anzeichen von Leber- oder Nierenfunktionsstörungen und Teilnahme an regelmäßiger körperlicher Aktivität, abgesehen vom Radfahren.
Zur Überprüfung der Compliance wurden die Ibuprofen-Spiegel im Blut zu jedem Zeitpunkt der Blutentnahme mittels chromatographischen Methoden bestimmt. Zur Überwachung der Leber- und Nierenfunktion wurden Blutproben während der Studie auf Kreatin, C-reaktives Protein, alkalische Phosphate und Gesamtcholesterin untersucht. Das Arzneimittel wurde gut vertragen und Nebenwirkungen gab es keine.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bei den Männern der Verumgruppe die Plasmakonzentration des Luteinisierendes Hormons (LH) anstieg, an Testosteron dagegen abnahm. Das Verhältnis von Testosteron und LH wurde in der Folge kleiner. Ibuprofen bewirkte eine selektive transkriptionelle Repression von endokrinen Zellen im menschlichen Hoden.
Diese Mechanismen führt zu einer Erhöhung der stimulierenden Hypophysenhormone, was zur primären Form des Hypogonadismus führt. Diese Störung ist mit nachteiligen reproduktiven und physischen Gesundheitsstörungen verbunden und betrifft üblicherweise ältere Männer.
Daten zur antiandrogenen Wirkung von Analgetika lagen bereits vor und wurden durch die aktuellen Studienergebnisse nun ergänzt. Die Forscher legen nahe, dass derartige Schmerzmittel bei Problemen der männlichen Reproduktion beteiligt sein können. Allerdings war das untersuchte Kollektiv sehr klein und daher statistisch nicht aussagekräftig. Ob Ibuprofen die Zeugungsfähigkeit bei Männern tatsächlich beeinträchtigt, müsste in größeren Studien bewiesen werden.