Bei der systemischen Anwendung von Ibuprofen-haltigen Arzneimitteln kann es zu schweren Hautreaktionen kommen. Bei der akuten generalisierten exanthemischen Pustulose handelt es sich um schwere Hautreaktion, die sich durch stecknadelkopfgroße, Pusteln äußert. Begleitet werden kann die Hautreaktion von Fieber und Leukozytose. Das BfArM fordert einen entsprechenden Hinweis in den Gebrauchsinformationen.
Bereits im letzten Jahr hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) das Risiko einer akuten generalisierten exanthemischen Pustulose (AGEP) nach der systemischen Anwendung von Ibuprofen-haltigen Mono- und Kombinationsarzneimitteln bewertet. Aufgrund steigender Nebenwirkungsmeldungen fordert das BfArM nun eine entsprechende Anpassung der Produktinformation.
Die AGEP gehört zu den schweren kutanen Arzneimittelreaktionen. Sie wird zum Typ IV der allergischer Hypersensibilitätsreaktionen gezählt. Die Typ IV-Allergie wird auch zellulär vermittelte Spättypallergie genannt. Der Begriff „zellulär“ bedeutet hier, dass die Reaktion durch T-Lymphozyten vermittelt wird. Antikörper wie IgE spielen b ei diesem Allergietyp keine Rolle.
Klinisch äußert sich die AEGP in Form von großflächigen brennenden, juckenden, ödematösen Stellen. Es kann zur Ausbildung von großflächigen Erythemen kommen. Innerhalb der betroffenen Bereiche bilden sich Pusteln. Parallel kann sich die Körpertemperatur erhöhen. Innerhalb von vier bis zehn Tagen lösen sich die Pusteln spontan ab und heilen unter verstärkter Schuppung ab.
Prinzipiell gilt: Sollten nach der Einnahme von Ibuprofen-haltige Arzneimitteln Hautreaktionen auftreten, so ist die Medikation abzusetzen. Dies gilt für alle Anzeichen und Symptomen, die auf eine schwerwiegende Hautreaktion hindeuten. Die Arzneimittelkommission (AMK) verweist darauf, dass die durch das BfArM geforderte Anpassung der Produktinformationen auch Nutzer von entsprechenden Standardzulassungen gilt.
Neben dem Analgetikum lösen auch andere Wirkstoffe häufiger eine AEGP aus. Hierzu zählen unter anderem folgende Wirkstoffe: Antibiotika wie Ampicillin und Amoxicillin, Gyrasehemmer, antibakterielle Sulfonamide, das Antimykotikum Terbinafin, Hydroxychloroquin und Chloroquinphosphat, Pseudoephedrin und Diltiazem. Nach Absetzen der Medikamente heilt die Haut meist ohne weitere Komplikationen aus.
Um den Juckreiz zu lindern, können die Patienten Antihistaminika einnehmen. Die Wirkstoffe Cetirizin, Loratadin oder Dimetinden können den Juckreiz lindern und ein Kratzen verhindern. Offene Hautstellen sollten nicht mit Kortisoncremes behandelt werden, da der Wirkstoff leichter ins Blut gelangen könnte. Lokalanästhetika wie Lidocain oder Polidocanol können die haut betäuben und den Juckreiz ebenfalls lindern. Insbesondere bei großflächigen Bereichen mit Pustelbildung eignet sich die einmal tägliche Anwendung von Zinkoxidschüttelmixturen. Die Rezeptur wirkt zum einen austrocknend, zum anderen kann das Risiko für eine Infektion der geschädigten Haut gesenkt werden. Patienten, die eine Hautreaktion bemerken, sollten ihren behandelnden Arzt oder ihren Hausarzt informieren, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
APOTHEKE ADHOC Debatte