Extremitätenschmerzen

Ibuprofen + Paracetamol = Opioid-Effekt Deniz Cicek-Görkem, 10.11.2017 14:35 Uhr

Berlin - 

Ärzte können bei Patienten, die wegen akuten Extremitätenschmerzen die Notfallambulanz aufsuchen, mit der Kombination aus Ibuprofen und Paracetamol eine vergleichbare Schmerzreduktion erreichen wie mit Opioiden. Das berichten US-Mediziner im Ärzteblatt „JAMA“.

Das Team um Professor Dr. Andrew Chang vom Medical College in Albany analysierte insgesamt die Daten von 411 Patienten aus zwei Notfallambulanzen, die aufgrund Verletzungen der Extremitäten Schmerzen hatten. Auf einer numerischen Rating-Skala (NRS, 0 bis 10 Punkte) lagen die Schmerzen im Durchschnitt bei 8,7. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 21 und 64 Jahren. Nebenwirkungen wurden nicht untersucht.

Die Studienteilnehmer wurden auf vier verschiedene Schmerztherapien randomisiert, um die Wirksamkheit von vier oralen Analgetika zu vergleichen: Gruppe 1 erhielt 5 mg Oxycodon plus 325 mg Paracetamol. Gruppe 2 wurde mit 5 mg Hydrocodon plus 300 mg Paracetamol behandelt. Eine Kombination aus 30 mg Codein plus 300 mg Paracetamol bekamen Patienten der Gruppe 3. Die restlichen Studienteilnehmer bekamen eine nicht-opioide Kombination aus 400 mg Ibuprofen und 1000 mg Paracetamol.

Die Wissenschaftler definierten den Rückgang der Schmerzen zwei Stunden nach der Einnahme als primären Endpunkt. Für eine klinische Relevanz mussten die Schmerzen um mindestens 1,3 Punkte abnehmen. Sie kamen nach der Analyse zu dem Ergebnis, dass alle vier Therapiemöglichkeiten die Schmerzen bei allen Patienten linderten.

Bei der Therapie mit den nicht-opioiden Schmerzmitteln nahm der Schmerz im Durchschnitt um 4,3 Punkte ab. Somit war die Kombination aus Ibuprofen und Paracetamol fast so effektiv wie Oxycodon und Paracetamol, wo die Forscher einen Rückgang um 4,4 Punkte feststellten. Codein plus Paracetamol reduzierte den Schmerz um 3,9 Punkte. Patienten, die die Kombination aus Hydrocodon und Paracetamol bekamen, meldeten im Durchschnitt eine Schmerzreduktion um 3,5 Punkte.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass es keinen klinisch bedeutsamen Unterschied zwischen den verschiedenen Schmerzmittelkombinationen gibt“, erklärt Chang. Die Verabreichung von Opioiden habe bei akuten Extremitätenschmerzen keinen zusätzlichen Nutzen im Vergleich zu einer Kombination nichtopioider Analgetika. Die Kombination von Ibuprofen und Paracetamol ermögliche einen Verzicht auf Opiate und Opioide, ohne klinisch relevante Einbußen auf die Wirksamkeit zu haben.

Die Resultate sind möglicherweise auch relevant im Hinblick auf die Opioid-Epidemie in den USA. Jährlich sterben dort mehrere zehntausend Menschen an den Folgen einer Überdosierung, zum Teil auch hervorgerufen durch leichtsinnige Verschreibungen von Ärzten. „Studien zeigen, dass selbst ein kurzfristiger Opioidkonsum zu einer Opioidabhängigkeit führen kann“, sagt Chang.