Stewart Adams gestorben

Ibuprofen-Erfinder: Wirkung nach Vodka-Kater bestätigt

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Berlin -

Am 30. Januar verstarb im Alter von 95 Jahren der Ibuprofen-Erfinder Stewart Adams. Etwa zehn Jahre forschte Adams mit seinem Team an der Entwicklung des Schmerzmittels, das ursprünglich zur Behandlung der Rheumatoiden Arthritis eingesetzt werden sollte. Heute werden pro Jahr etwa 20.000 Tonnen des Wirkstoffes hergestellt. Ibuprofen gehört zu den meist eingesetzten Arzneistoffen.

Adams wurde 1923 in Byfield, Northamptonshire geboren und brach im Alter von 16 Jahren die Schule ab. Kunst oder Wissenschaft – Adams musste sich entscheiden und machte eine dreijährige Ausbildung in einer Apotheke. Schnell erkannte der junge Mann, dass die Apotheke nichts für ihn ist, aber das Interesse für Arzneimittel hingegen groß. Adams wollte forschen. 1945 folgte der Studienabschluss am University College in Nottingham und es begann die Arbeit in der Penicillin-Fabrik von Boots. Zwei Jahre später wechselte der Pharmakologe in die Forschungsabteilung und brachte dem Unternehmen die Entdeckung eines Blockbusters. Dabei war Ibuprofen ein Zufallsfund.

Etwa zehn Jahre arbeiteten Adams und sein Team an der Entdeckung von Ibuprofen. Der Pharmakologe verfolgte das Ziel, einen Arzneistoff zu entwickeln, der gegen die Rheumatoide Arthritis wirksam und nebenwirkungsarm ist. 1953 gab es zur Behandlung der Erkrankung nur zwei Optionen – Cortison oder Acetylsalicylsäure. Es folgte eine Zeit der erfolglosen Untersuchungen von ASS-Analoga, bis ein Kollege – John Nicholson – begann, kleine Moleküle mit Carboxylgruppen zu untersuchen. Ibuprofen war das einzige von fünf Propionsäure-Derivaten, das erfolgreich war. 1962 erhielt Boots ein Patent für die Entdeckung und brachte den Wirkstoff schließlich 1969 auf den Markt.

Der Pharmakologe war der erste Mensch, der Ibuprofen einnahm – nach einem Vodka-Kater auf einer Moskauer Pharmakologie-Konferenz. „Ich hatte den ersten Vortrag und etwas Kopfschmerzen, weil ich in der Nacht zuvor mit Freunden unterwegs war. Also nahm ich eine 600-Milligramm-Dosis, einfach um sicher zu sein, und fand heraus, dass sie wirklich gut wirkte“, wird Adams zitiert. Allerdings hatte der Arzneistoff bereits einen 30-tägigen Rattentoxizitätstest durchlaufen. Adams hat im Laufe seiner Tätigkeit an etwa 600 Wirkstoffen geforscht.

Den Wirkstoff gibt es inzwischen nicht mehr nur als Tablette, sondern auch als Saft, Zäpfchen oder topische Zubereitungen wie Cremes oder Pflaster. Auch die oralen Darreichungsformen haben sich weiterentwickelt. Die Range reicht von Monopräparaten als Tablette oder Direktgranulat mit Ibuprofen oder dem „schnell wirksamen“-Lysinat bis hin zur Kombination mit Coffein.

Ibuprofen zählt zu den nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR) und ist heute ein OTC-Liebling. Der Wirkstoff besitzt antiphlogistische, antipyretische und analgetische Eigenschaften. Ibuprofen hemmt im Arachidonsäurezyklus unselektiv das Enzym COX und in Folge die Bildung von Serie-2-Prostaglandinen als Entzündungsmediatoren. Darüber hinaus verfügt das Arylpropionsäurederivat über thrombozytenaggregationshemmende Eigenschaften. Zudem kann das NSAR Einfluss auf die lokal in der Niere gebildeten Prostaglandine nehmen, die für den renalen Blutfluss verantwortlich sind und somit die Durchblutung, die glomeruläre Filtrationsrate und die Reninsekretion beeinflussen.

Lieferanten des Wirkstoffes (Active Pharmaceutical Ingredient, API) sind derzeit Hubei Granules-Biocause und Shandong Xinhua aus China, Solara und IOLPC aus Indien sowie BASF und SI Group aus den USA. Die Marktanteile sind annähernd gleich verteilt, was für die Auslastung der gesamten Kapazitäten spricht. Jeder der sechs Fabriken produziert zwischen 10 und 20 Prozent des gesamten Weltmarkts. In der Vergangenheit konnten die Fabriken den Bedarf jedoch nicht decken und es folgte ein Lieferengpass, der noch heute zu spüren ist.

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