Analgetika bei Kindern

Ibuprofen ab 3 Monaten: Säfte sollen rezeptfrei werden

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Berlin -

Für viele Eltern gehört er zur Nummer 1 in der Hausapotheke: Ibuprofen-haltiger Fiebersaft. Ende Juni wird der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht entscheiden, ob die Säfte bereits ab einem Alter von drei Monaten ohne Rezept eingesetzt werden können.

Derzeit ist Ibuprofen in zwei Stärken als flüssige Zubereitung verfügbar: Die niedrigere Stärke mit 2 Prozent Ibuprofen ist für Kinder ab sechs Monaten mit einem Körpergewicht von fünf bis sechs Kilogramm zur Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen und Fieber zugelassen. Die Dosierung beträgt für diese Altersklasse 2,5 ml bis zu dreimal täglich mit einem Einnahmeabstand von sechs Stunden. Der höher dosierte 4-prozentige Saft hat je nach Hersteller unterschiedliche Altersbeschränkungen.* Laut Arzneimittelverschreibungsverordnung gelten sechs Monate und Einzeldosen bis zu 10 mg/kg Körpergewicht bei einer maximalen Tagesdosis von 1200 mg als Grenze. Künftig sollen flüssige Zubereitungen mit Ibuprofen schon ab drei Monaten rezeptfrei werden.

Ibuprofen ist in der Selbstmedikation für einen Zeitraum von drei Tagen bei Kindern und für vier Tage bei Erwachsenen zugelassen. Sollten die Schmerzen, das Fieber oder die Entzündung innerhalb dieser Zeit nicht spürbar besser werden, so ist ein Gang zum Arzt anzuraten. Das nicht-steroidale Antirheumatikum inhibiert wie Acetylsalicylsäure im Arachidonsäurezyklus unselektiv das Enzym Cyclooxygenase (COX) und in Folge die Bildung von Serie-2-Prostaglandinen als Entzündungsmediatoren.

Darüber hinaus verfügt das Arylpropionsäurederivat über thrombozytenhemmende Eigenschaften; die gleichzeitige Anwendung mit Acetylsalicylsäure ist daher nicht unproblematisch und wird entsprechend im Allgemeinen nicht mehr empfohlen. Beide Wirkstoffe sollten daher mit einem zeitlichen Abstand eingenommen werden. Chemisch stellt Ibuprofen ein Racemat aus dem Eutomer (S)-(+)-Ibuprofen (Dexibuprofen) und dem wirkungslosen Distomer (R)-(−)-Ibuprofen dar. Im Körper wird das Distomer durch eine Isomerase in das Eutomer umgebaut.

Ein weiterer Antrag bezieht sich auf Sumatriptan: Der bei Migräne eingesetzte Wirkstoff soll in der Dosierung à 50 mg zur oralen Anwendung rezeptfrei werden. Bereits 2012 hatte der Sachverständigenausschuss für einen entsprechenden OTC-Switch gestimmt, damals ging es ebenfalls um Stärke 50 mg und maximal 100 mg je Packung sowie das Nasenspray in der Dosierung 20 mg und einer Gesamtmenge von 40 mg je Packung. Der Bundesrat lehnte 2013 die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) vorgelegte Verordnung ab. Bedenken gab es vor allem hinsichtlich der Vorgaben für die Abgabe in der Apotheke sowie die Abgrenzung bei den einzelnen Triptanen. Naratriptan und Almotriptan sind seit 2006 beziehungsweise 2009 rezeptfrei. Alle anderen Vertreter der Wirkstoffklasse sind rezeptpflichtig.

Sumatriptan wird zur Akuttherapie der Migräne mit und ohne Aura und des Cluster-Kopfschmerzes eingesetzt. Der verschreibungspflichtige Wirkstoff ist ein selektiver Antagonist am Serotonin-Rezeptor 5HT1B, der auf zerebralen Blutgefäßen und präsynaptisch auf Neuronen vorkommt. Sumatriptan aktiviert diesen Rezeptor und sorgt für eine Verengung der zerebralen Gefäße, die während eines Migräneanfalles weit gestellt sind.

Zusätzlich vermindert Sumatriptan die Ausschüttung von schmerzauslösenden und gefäßdilatierenden Mediatoren, zu denen auch das Serotonin gehört. Der Wirkstoff ist seit 2006 generisch, Imigran (GSK) kam 1991 auf den Markt. Bei Naratriptan gibt es neben Formigran (GSK) ebenfalls zahlreiche Generika, genauso wie bei Zolmitriptan (Ascotop, Grünenthal) und Rizatriptan (Maxalt, MSD). Bei Eletriptan gibt es neben dem Original Relpax von Pfizer nur ein Generikum von Bluefish; mit Allegro ist Berlin-Chemie bei Frovatriptan der einzige Anbieter.

* Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hatte es geheißen, der 4-prozentige Saft sei ab einem Alter von sechs Jahren zugelassen. Tatsächlich variieren die Angaben je nach Hersteller. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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