Ibu wächst und wächst, ASS verliert und verliert APOTHEKE ADHOC, 30.10.2018 08:03 Uhr
Mit neuen Warnhinweisen sollen Verbraucher vor den Risiken von Analgetika geschützt werden. Zahlen von Iqvia zeigen allerdings, dass der Verbrauch rückläufig ist. Seit 2010 ist die Zahl der jährlich abgegebenen Packungen um 9 Prozent zurückgegangen. Sichtbar ist ebenfalls, dass der Trend der Anwendung von Monopräparaten anhält.
589 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr mit rezeptfreien Schmerzmitteln in den Apotheken auf Basis der Verkaufspreise (AVP) umgesetzt. Im Vergleich zu 2016 ist der Umsatz um knapp 1,7 Prozent, im Vergleich zu 2010 sogar um 14 Prozent gewachsen. Auf Basis der verkauften Packungen zeigt sich aber, dass der Verbrauch rückläufig ist: Um 2,9 Prozent sank der Absatz im Vorjahresvergleich; verglichen mit 2010 sind es sogar 8,7 Prozent weniger: 103 Millionen Einheiten wurden 2017 verkauft, 2010 waren es noch knapp 10 Millionen Packungen mehr.
Am häufigsten gefragt ist nach wie vor Ibuprofen: Mit 51 Millionen Packungen im Wert von 320 Millionen Euro hält der Wirkstoff einen Marktanteil von 54 Prozent nach Umsatz und 49 Prozent nach Absatz. Ibuprofen der einzige Wirkstoff unter den großen Analgetika, dessen Absatz im Vorjahresvergleich annähernd stabil geblieben ist. Der Umsatz konnte sich sogar um 4 Prozent steigern. Im Vergleich zu 2010 sind der Umsatz um 67 Prozent und der Absatz um 46 Prozent gewachsen. Damals lag der Marktanteil noch bei 37 beziehungsweise 31 Prozent.
Mit großen Abstand hält sich Paracetamol mit einem Marktanteil von 25 Prozent auf dem zweiten Platz. Nach Umsatz kommt der Klassiker wegen des geringen Preises sogar nur auf 10 Prozent. Die Zahl der abgegebenen Packungen sank im Vorjahresvergleich um 3 Prozent auf 26 Millionen Stück, der Umsatz um 1 Prozent auf 59 Millionen Euro. Seit 2010 sind die Abverkäufe um 22 Prozent zurückgegangen, der Umsatz hält sich stabil (plus 2,6 Prozent).
Großer Verlierer der vergangenen Jahre ist Acetylsalicylsäure (ASS), egal ob Mono- oder Kombinationspräparat. Auch wenn Bayer mit seiner neuen Variante vom Aspirin im Sommer 2014 vorübergehend punkten konnte, ließ sich die Abkehr der Verbraucher von ASS nicht stoppen: Die Einzelsubstanz hat laut Iqvia über alle Hersteller hinweg mit 5,9 Millionen Packungen und 42 Millionen Euro im Vergleich zu 2010 nach Absatz 47 Prozent und nach Umsatz 28 Prozent verloren. Die Brausetabletten mit Vitamin C kommen aktuell auf 4,9 Millionen Packungen und 47 Millionen Euro und haben damit um 45 beziehungsweise 33 Prozent verloren.
Auch die Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein verliert an Bedeutung: Mit einem Umsatz von 58 Millionen Euro bei 9 Millionen Packungen liegen Thomapyrin, Neuralgin & Co. ein Viertel beziehungsweise 41 Prozent niedriger als vor sieben Jahren. Auch im Vorjahresvergleich war kein anderer Wirkstoff so stark rückläufig wie ASS als Monopräparat sowie in Kombinationen.
Halbwegs stabil zeigt sich Diclofenac. Mit 3,4 Millionen Packungen wurden 5 Prozent weniger Einheiten als 2010 verkauft, der Umsatz stieg im selben Zeitraum um 10 Prozent auf 35 Millionen Euro. Allerdings sind die Abverkäufe nach einer Hochphase 2013/14 leicht rückläufig. Alle weiteren Wirkstoffe kommen zusammen auf 2,7 Millionen Packungen (minus 49 Prozent seit 2010) und 29 Millionen Euro (minus 8 Prozent).
Sichtbar ist ebenfalls, dass der Trend der Anwendung von Monopräparaten bleibt. Während Kombinationen seit Jahren kontinuierlich im mittleren einstelligen Bereich verlieren, ist der Absatz bei Mitteln mit nur einem Wirkstoff stabil. Aktuell entfallen 84 Prozent auf Monopäparate. Der Versandhandel konnte 2017 im Vorjahresvergleich an Bedeutung weiter zulegen: Der Marktanteil liegt nach Absatz bei 11 Prozent und nach Umsatz – ohne Rabatt – bei knapp 16 Prozent.