Hustenmittel: Wirksamkeit teils nicht belegt Nadine Tröbitscher, 21.12.2016 14:11 Uhr
Wirkung nicht belegt, keine ausreichenden Studien, teuer oder wirkungslos – so äußerten sich Kritiker zu Hustenmitteln. Ein aktueller Review konnte eine Evidenz für Hustentherapeutika liefern und einige Empfehlungen der Apotheken untermauern. Die Autoren sprachen sich zu Dextromethorphan und Ambroxol positiv aus.
Die Untersuchungen zur Wirksamkeit von Hustenmitteln stellen Prüfer vor eine große Herausforderung, daher stehen nur wenige klinische Daten zur Verfügung. Die Prüfung der entsprechenden Arzneistoffe unter kontrollierten Bedingungen ist schwierig, da akuter Husten in der Regel selbstlimitierend ist und Placeboeffekte für die Abheilung eine Rolle spielen.
Der aktuelle Review beurteilte elf europäische Hustentherapeutika anhand von klinischen Daten aus validierten Studien. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Metaanalyse im „BMJ Open Respiratory Research“. Untersucht wurden sowohl Antitussiva als auch Expektorantien.
Dem verschreibungspflichtigen Codein wurde keine überzeugende Wirkung zugeschrieben. Lediglich ein Drittel bis die Hälfte der Studienteilnehmer erfuhren eine Besserung des akuten trockenen Hustens: Bei einer Gabe von 30 mg Codein viermal täglich über vier Tage wurde kein größerer Effekt im Vergleich zur Placebo-Gruppe festgestellt.
Das Prodrug wird von den Patienten unterschiedlich umgewandelt. So wird bei sogenannten Schnellmetabolisierern über den First-Pass-Effekt ein Großteil des Codeins in den aktiven Metaboliten Morphin in der Leber umgewandelt. Langsammetabolisierer wandeln hingegen nur einen geringen Teil um, somit ist die Wirkung geringer. Grund ist ein genetischer CYP2D6-Polymorphismus.
Dextrometorphan wurde dagegen bei einer Dosis von 30 mg eine signifikante Reduktion des Hustens gegenüber Placebo zugeschrieben. Kapsel und Saft unterscheiden sich dabei in ihrem Wirkeintritt; die flüssige Zubereitung ist schneller wirksam. Für den Wirkstoff selbst konnten die Experten einen langsamen Wirkeintritt von etwa zwei Stunden feststellen, da er erst die Blut-Hirn-Schranke passieren muss. Damit sei jedoch eine verlängerte antitussive Wirkung durch Retention im ZNS verbunden.
Ambroxol konnte überzeugen. Laut Studie kann das Expektorans zu einer nachweislichen Reduktion der Symptome des akuten Hustens im Vergleich zu Placebo führen. Die Autoren schreiben dem Wirkstoff Sekretolyse-ergänzende Effekte auf Grund einer Blockade der spannungsabhängigen Natriumkanäle zu. Des Weiteren könne Ambroxol neurogene Entzündungen mindern.
Ambroxol zählt in Deutschland zu den am häufigsten verwendeten Schleimlösern, gefolgt von N-Acetylcystein (NAC). 12 Millionen Packungen mit dem Wirkstoff Ambroxol wurden 2012 abgegeben. Boehringer Ingelheim hat mit Mucosolvan mit Abstand die Nase vorn. Der Gesamtumsatz der Präparate mit dem Hustenlöser lag bei mehr als 72 Millionen Euro. Seit einigen Jahren wird der Wirkstoff auch als Lutschtablette gegen Halsschmerzen eingesetzt.
N-Acetylcystein konnte jedoch die Autoren nicht überzeugen. Ein Nutzen sei zwar sichtbar aber von geringer klinischer Relevanz für die Behandlung von akutem Husten. Für NAC liegen jedoch mehrere Studien für die Behandlung von COPD und chronischem Husten vor.
Pentoxyverin, der nicht-opioide Hustenstiller, konnte mit seinen mehr als 50 Jahre alten Studien nicht überzeugen. Diese enthielten ohnehin nur sehr geringe Beweise für eine Wirksamkeit und wurden an Tieren durchgeführt. „Nach unserer Erfahrung sind Tierstudien äußerst schlecht, für die Vorhersage der klinischen Wirksamkeit von Antitussiva.“ so die Autoren.