Erkältungsmittel

Husten: Lieber Honig statt Antitussiva Deniz Cicek-Görkem, 15.12.2017 11:02 Uhr

Berlin - 

Wenn akuter Husten im Rahmen von grippalen Infekten auftritt, greifen viele Betroffene zu Mono- und Kombipräparaten und auch zu Nahrungsergänzungsmitteln. Wie sieht die Evidenz zu den gängigen Präparaten aus? Dazu haben US-Wissenschaftler für ihren systematischen Review die Studienlage durchforstet. Ihre Empfehlung: Lieber Tee trinken und abwarten.

Wissenschaftler des American College of Chest Physicians (Chest) sind der Frage nachgegangen, ob pharmakologische und nicht-pharmakologische Therapien die Dauer und Schwere der Beschwerden verringern. Dazu analysierten sie sechs systematische Reviews mit randomisierten, kontrollierten Studien (RCTs) und vier Interventionsstudien. In die Untersuchung wurden sowohl Studien mit Erwachsenen als auch mit pädiatrischen Patienten eingeschlossen, die unter einer Erkältung litten. Insgesamt wurden die Daten von 6496 Patienten zur Analyse herangezogen. Basierend auf der systematischen Überprüfung wurden Leitlinienvorschläge entwickelt.

Wegen der großen Anzahl von pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Behandlungen entwickelten die Wissenschaftler sechs Fragen für jede therapeutische Kategorie: Sie analysierten die Evidenz von Acetylcystein/Carbocystein, abschwellenden Mitteln, Antihistaminika, Paracetamol als Mono- oder Kombinationspräparat, Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), OTC-Antitussiva sowie Zink und Honig.

Der Analyse zufolge geht der Husten mit Acetylcystein oder Carbocystein nach sechs bis sieben Tagen zurück. Daher könne für die Verwendung dieser Hustenlöser keine Empfehlung ausgesprochen werden. Die Wissenschaftler bemängeln zudem, dass die berücksichtigten Studien mit einem kleinen Patientenkollektiv durchgeführt wurden und anfällig für Bias seien. Evidenz fehlte außerdem für die Behandlung des erkältungsbedingten Hustens mit NSAR. Auch hier sprechen sich die Forscher gegen eine Anwendung aus.

Ob Dekongestiva und Antihistaminika die Dauer des Hustens reduzieren, untersuchten die Forscher anhand von Daten von 672 Erkältungsepisoden. Analysiert wurden vier Studien, drei davon wurden mit erwachsenen Patienten, eine mit pädiatrischen Patienten durchgeführt. Datenpooling war aufgrund unterschiedlicher Behandlungen und Kombinationen nicht möglich.

Aufgrund der inkonsistenten Ergebnisse kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass eine Schlussfolgerung bezüglich der Wirksamkeit nicht möglich sei. Allerdings gaben zwei Studien bei Erwachsenen einen Hinweis auf die Wirksamkeit von einer Kombination aus Dextrometorphan, Doxylamin, Paracetamol und Ephedrin. In Deutschland würde das von der Zusammensetzung der Arzneistoffe her Wick Medinait entsprechen.

Arzneistoffe wie Codein, Dextromethorphan, Moguistein, Bromhexin und Guaifenesin konnten die Wissenschaftler auch nicht überzeugen. In einer Studie mit rund 1500 erwachsenen Patienten konnte im Vergleich zu Placebo keine Wirksamkeit beobachtet werden. Die Datenqualität der Studien wurde zudem als sehr schlecht bewertet. Daher werden weder Antitussiva noch Expektorantien, Mukolytika, Antihistaminika oder Kombinationspräparate zur Reduzierung des Hustens empfohlen. Eine Studie mit Wick Vaporub bei 138 Kindern zeigte zwar Wirksamkeit, allerdings wurde die Erkältungssalbe mit Vaseline vergleichen und somit war eine verblindetes Studiendesign nicht möglich. Auch hier stufen die Wissenschaftler die Datenqualität als gering ein.

Einen positiven Eindruck konnte Zink hinterlassen: Wenn das Spurenelement in einer Dosierung über 75 mg pro Tag eingenommen wurde, konnte die Hustendauer bei Erwachsenen und Kindern im Vergleich zu Placebo verkürzt werden. Da die Studien allerdings in Entwicklungsländern durchgeführt worden seien, könne man die Ergebnisse nicht auf die US-Bevölkerung übertragen, schreiben die Forscher. Das sei einer der Gründe, warum sie sich auch in diesem Fall gegen die Verwendung des Supplements aussprächen.

Wie sieht es mit Omas Hausmittel aus? Die US-Forscher beobachteten bei der Einnahme von Honig eine Verbesserung der Hustensymptome. Der Blütennektar war im Vergleich zu Diphenhydramin oder Placebo überlegen. „Aber Honig ist nicht besser als Dextromethorphan“, schreiben die Wissenschaftler.

Aufgrund der Ergebnisse fordern sie mehr Forschungen, um die therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung des erkältungsbedingten Hustens zu verbessern. Dazu sollten unter anderem klinische Studien entwickelt werden, die die Verwendung von rezeptfreien und rezeptpflichtigen Kombipräparaten bei Husten validieren. Die Wissenschaftler verlangen außerdem die Entwicklung von sicheren und wirksamen Antitussiva für Kinder und Erwachsene.