DOG warnt

Hunderte Augenverletzungen an Silvester erwartet

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Berlin -

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) warnt vor schweren Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper an Silvester. Sie fordert: Mehr Vorsichtsmaßnahmen und Aufklärung. Denn laut einer Umfrage unter deutschen Augenkliniken wurden beim Jahreswechsel 2023/24 insgesamt 781 Menschen mit feuerwerksbedingten Augenverletzungen behandelt.

Die Anzahl der Verletzungen habe damit ein deutlich höheres Niveau als vor der Pandemie, als jährlich etwa 500 Fälle gezählt wurden. „Wir haben uns damit auf einem deutlich höheren Verletzungsniveau eingependelt als in der Vor-Covid-Zeit“, so Professor Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer, Augenärztin am Klinikum Steglitz. „Wir fürchten, daran wird sich am kommenden Jahreswechsel nichts ändern.“

Feuerwerk: Gefahr für Öffentlichkeit

Besonders beunruhigend sei, dass 40 Prozent der Verletzten Kinder und Jugendliche, oft unter 12 Jahren, sind. Dies geschieht entweder durch den Umgang mit gefundenen Böllern oder als Unbeteiligte im Rahmen des abendlichen „Knallens“. Eltern werden deshalb aufgerufen, ihre Kinder rechtzeitig über die Gefahren aufzuklären.

Besonders alamierend sei darüber hinaus, dass etwa 60 Prozent der Verletzten das Feuerwerk gar nicht selbst gezündet hatten, aber trotzdem schwer verletzt wurden. „Diese Betroffenen waren einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und wurden völlig unerwartet zum Teil schwer verletzt“, so Gabel-Pfisterer. Dies verdeutliche die Gefahr, die Feuerwerk für die Öffentlichkeit darstelle, so die DOG. Die Experten kritisieren, dass Minderjährige teils ungehindert Zugang zu gefährlichen Feuerwerkskörpern haben. Die gravierenden Folgen reichen von Sehverlust und kosmetischen Entstellungen bis hin zu psychischen Belastungen und – bei Erwachsenen – der Unfähigkeit, den Beruf weiter auszuüben.

Auch Rettungskräfte sind betroffen: „Am vergangenen Jahreswechsel mussten wir zum ersten Mal eine Augenverletzung bei einem Rettungssanitäter, der im Einsatz getroffen wurde, dokumentieren“, berichtet Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini, Leitender Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Freiburg.

Schutzmaßnahmen und Aufklärung

Um Verletzungen vorzubeugen, empfiehlt die DOG: „Wer ins Freie oder auf den Balkon geht, sollte eine geschlossene Schutzbrille etwa aus dem Baumarkt oder eine Skibrille tragen, um das Gröbste abzuwehren.“ Besser sei es in geschützten Räumen zu bleiben. Dies gelte insbesondere für Familien mit Kindern.

Zudem fordert die Fachgesellschaft strengere Regulierungen und Aufklärungskampagnen, wie sie in den Niederlanden und Finnland erfolgreich umgesetzt wurden. Auch öffentlich organisierte Feuerwerke könnten das Risiko deutlich senken. „Das sicherste Feuerwerk ist das professionelle“, betont DOG-Generalsekretär Professor Dr. Claus Cursiefen und appelliert an die Politik, entsprechende Maßnahmen zu fördern.

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