Oralverkehr überträgt Tumorviren Dr. Eva-Maria Lippke, 02.02.2016 07:59 Uhr
Infektionen mit Humanen Papillomaviren (HPV) stehen in engem Zusammenhang mit dem Auftreten von Gebärmutterhalskrebs. Wissenschaftler warnen jetzt auch vor Kopf-Hals-Tumoren als Folge der Viruserkrankung. Ein möglicher Ansteckungsweg: Oralverkehr.
Laut der im Fachjournal „JAMA Oncology“ veröffentlichten Studie besteht ein Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von HPV im Speichel und Tumorerkrankungen des Gesichts. Fast 100.000 Speichelproben gesunder Probanden wurden hierzu untersucht. Die Studienteilnehmer wiesen keine onkologische Vorerkrankung auf und wurden vier Jahre lang medizinisch begleitet.
Die Probanden wurden am Ende der Betreuungszeit auf Prostata-, Lungen-, Ovarial- und Gesichtskrebsarten gescreent. Die Wissenschaftler werteten aus: 132 Teilnehmer entwickelten im Beobachtungszeitraum Kopf-Hals-Tumore. Bei der Auswertung des Speichels konnte ein Zusammenhang entdeckt werden: Patienten, die den Subtyp HPV-16 in ihrer Mundschleimhaut aufwiesen, erkrankten zu 22 Prozent häufiger.
„Speichelproben helfen zu bestimmen, ob eine Person das Risiko für Kopf-Hals-Tumore in sich trägt“, stellt das Forscherteam des Albert Einstein College of Medicine aus New York fest. Zusätzlich fand man im Speichel der HPV-Infizierten spezielle Subtypen, gamma-HPV und beta-HPV, die gewöhnlich auf der genitalen Haut angesiedelt sind. Möglicherweise seien diese Viren auf die Gesichtsschleimhäute durch Oralverkehr übertragen worden, so die Forscher.
HPV gehören zu den onkolytischen Viren, derzeit sind 124 Subtypen vollständig beschrieben. Die Viren infizieren Epithelzellen und verursachen eine Wucherung. Die Entartungsprozesse können immer weiter fortschreiten. Die Warzen enthalten intrazellular Viren – beim Aufkratzen der Zellklumpen kann so infektiöse Flüssigkeit austreten und gesunde Zellen infizieren.
HPV Typ 16, 18, 45 und 31 werden meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und gelten als Ursache für Zervixkarzinome. Sie verursachen außerdem Ansammlungen von Feigwarzen (Genitalwarzen). Diese treten meist an männlichem Glied, Anus und Gebärmutterhals auf. Neben der Bekämpfung des Virus wird die Entfernung der Warzen mittlerweile empfohlen. Dies geschieht entweder durch Herausschneiden mit dem sogenannten „scharfen Löffel“, durch Abtragung mit einem Laser oder Vereisung der betroffenen Stelle.
Derzeit gibt es zwei Präparate, die zur Impfung gegen HPV-Infektion zugelassen sind: Gardasil und Cervarix. Die Impfstoffe wirken gegen zwei Subtypen, HPV-16 und HPV-18. Ein vollständiger Schutz besteht daher nicht.