Humane Papillomviren

HPV-Impfung wirkt: Bis zu 87 Prozent weniger Zervixkarzinome

, Uhr
Berlin -

Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) gehört mittlerweile zum Standard. Eine Studie aus England zeigt nun die gute Wirksamkeit: Die Häufigkeit von Zervixkarzinomen bei jungen Frauen konnte um bis zu 87 Prozent gesenkt werden.

Von der Ständigen Impfkommission (Stiko) wird die HPV-Impfung im Alter zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Durch HPV können Krebserkrankungen an Gebärmutterhals, Vagina, Schamlippen oder Penis entstehen, auch der Darmausgang oder der Mund können betroffen sein. Mehr als 10.000 Krebsdiagnosen und mehrere tausend Todesfälle werden allein in Deutschland jährlich durch HPV verursacht. Zudem sind jedes Jahr fast 50.000 kleinere Eingriffe – beispielsweise am Gebärmutterhals – notwendig, um Vorstufen und Frühstadien der Krebserkrankung zu entfernen.

HPV-Impfstoffe entwickeln sich weiter

In England wird bereits seit 2008 gegen HPV geimpft. Zunächst mit dem bivalenten Impfstoff Cervarix (GSK), 2012 wurde dann auf den quadrivalenten Impfstoff Gardasil (MSD) umgestellt, der neben den HPV-Varianten 16 und 18 auch die Varianten 6 und 11 erfasst. Letztere werden vor allem für Genitalwarzen verantwortlich gemacht. Gardasil 9 schützt mittlerweile vor den HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58.

Eine kürzlich im Fachjournal „Lancet“ vorgestellte Untersuchung zeigt nun, dass die Impfung effektiv vor Zervixkarzinomen schützen kann. Mittlerweile können auch Jungen die Schutzimpfung erhalten. In England wird sie im Alter von 12 und 13 Jahren aktiv angeboten. Spezielle Aufklärungsprogramme sorgen zusätzlich für Aufmerksamkeit. In Deutschland wurde beispielsweise im Rahmen der Krebspräventionswoche im September unter dem Motto „Pikst kurz, schützt lang – mach dich stark gegen Krebs!“ für die Schutzimpfung geworben.

In England sind mittlerweile die meisten Frauen zwischen 20 und 30 Jahren gegen HPV geimpft. In dieser Altersspanne kommt es ohne Schutz überwiegend zu den ersten sogenannten „zervikalen intra-epithelialen Neoplasien“ (CIN). Diese werden in fortgeschrittenem Stadium unter der Bezeichnung CIN3 als Krebsvorstufe eingestuft.

Weniger Karzinome, weniger Krebsvorstufen

Ein Forscherteam des Guy's Cancer Centre in London hat nun versucht, die Auswirkungen der Schutzimpfung zu ermitteln. Dazu nahmen sie die Zahl der Erkrankungen, die dem Krebsregister gemeldet wurden, unter die Lupe. Es zeigte sich ein deutlicher Rückgang sowohl bei Zervixkarzinomen wie auch bei der Vorstufe CIN3.

Am deutlichsten war der Rückgang in der jüngsten Altersgruppe von 12 bis 13 Jahren zu sehen: Die Zahl der Zervixkarzinome ging um 87 Prozent zurück, die der Krebsvorstufe CIN3 um 97 Prozent. Der Effekt ist in dieser Altersgruppe vermutlich so groß, da es in der Regel noch nicht zu einer sexuellen Aktivität kam.

Bei Frauen, die im Alter zwischen 14 und 16 Jahren geimpft wurden, lag der Rückgang der Karzinome bei 62 Prozent, bei der Krebsvorstufe waren es 75 Prozent. Einige von ihnen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Geschlechtsverkehr, wodurch der Effekt nicht ganz so stark ist wie in der jüngeren Altersgruppe. Je später die HPV-Impfung verabreicht wurde, umso geringer war der Rückgang. Nach einer Impfung zwischen 16 und 18 Jahren gingen die Krebserkrankungen nur noch um 34 Prozent zurück, die Vorstufen um 39 Prozent.

Je früher, desto besser

Die Forscher:innen schätzen, dass die Impfung bis Ende Juni 2019 allein in England rund 450 Zervixkarzinome und mehr als 17.000 Krebsvorstufen verhindert hat. Die Daten untermauern somit die Empfehlung von Expert:innen, eine HPV-Impfung möglichst früh zu verabreichen – idealerweise vor dem ersten Sexualkontakt. Denn dann kann sie den besten Schutz erzielen.

Ein guter Zeitpunkt ist beispielsweise die Vorsorgeuntersuchung U11 oder J1 beim Kinder- und Jugendarzt. Alternativ kann die Impfung auch beim Frauenarzt/der Frauenärztin durchgeführt werden. Mütter könnten ihre Töchter für die Impfung in die frauenärztliche Sprechstunde mitbringen.

Doch was, wenn die Alterspanne verpasst wurde? Eine HPV-Impfung ist auch später noch möglich. „Die Immunabwehr, die gegen die gefährliche Infektion aufgebaut wird, ist dann allerdings weniger stark“, erklären die Berufsverbände. Deshalb müssen ab einem Alter von 15 Jahren nicht nur zwei, sondern drei Impfungen verabreicht werden. Bis zum 18. Geburtstag ist die Impfung als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung für Versicherte kostenlos. Manche Krankenkassen übernehmen die Kosten aber auch darüber hinaus.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Hormonhaushalt im Gleichgewicht
Eisbaden: Gesundheits-Booster für Frauen
Novo Nordisk veröffentlicht Studienergebnisse
CagriSema: Enttäuschende Ergebnisse für Ozempic-Nachfolger
Mehr aus Ressort
Pankreatitis als Nebenwirkung
Mounjaro: Tod nach Abnehmspritze
Produktion wird eingestellt
Aus für Fumaderm

APOTHEKE ADHOC Debatte