Infektionskrankheiten

HPV-Impfung auch für Jungen dpa, 30.08.2012 11:22 Uhr

Berlin - 

Der Impfstoff gegen Humane Papillomaviren (HPV) könnte nach Ansicht von Wissenschaftlern auch Jungen nützen. Mädchen soll die Immunisierung vor Gebärmutterhalskrebs, der durch die HP-Viren ausgelöst werden kann, schützen. Doch auch für Jungen und Männer seien die Erreger gefährlich, schreibt Professor Dr. Margaret Stanley von der britischen Universität Cambridge im Fachjournal „Nature“.

 

Die Viren seien auch die Hauptursache für Anal-, Mandel- und Zungenkrebs, schreibt Stanley. Außerdem hätten sie oft wesentlichen Anteil an der Entstehung bösartiger Tumore an Penis und Kehlkopf. „Man vermutet, dass sie der Haupterreger von 5 Prozent aller menschlichen Krebserkrankungen sind.“ Hinzu kommt: Männer können die Viren beim Sex auf Frauen übertragen.

Stanley warnt in ihrem Beitrag vor allem vor den bösartigen Analtumoren. Diese Krebsart sei selten, doch die Zahl der Betroffenen steige vor allem bei den 20- bis 49-jährigen Männern. Am höchsten sei das Risiko für Homosexuelle. Bislang befürworteten jedoch nur die USA, Kanada und Australien die Impfung von Jungen.

Professor Dr. Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) setzt sich schon länger für die Impfung von Jungen ein. Die Annahme, dass durch Impfung bestimmter Personen die weitere Verbreitung der Viren verhindert werde, lässt der Experte nicht gelten: Das sei „etwas naiv“, auch wegen der zu geringen Impfraten bei Mädchen: „In Deutschland sind wir mit etwas unter 40 Prozent von der notwendigen Rate entfernt.“

„Wenn wir wirklich die Viren in einem vorhersehbaren Zeitraum drastisch reduzieren oder ausrotten wollen, können wir das nur, wenn beide Geschlechter geimpft werden“, sagte zur Hausen. Der Wissenschaftler hatte 2008 für seine Entdeckung, dass Papillomaviren Gebärmutterhalskrebs verursachen können, den Nobelpreis bekommen.