Kakerlake oder Blatta orientalis? Katharina Lübke, 25.04.2014 13:28 Uhr
Hundekot gegen das Nesthockersyndrom, Stinktiersekret gegen Hysterie, Kakerlake gegen Asthma? Oder Excrementum caninum, Mephitis putorius und Blatta orientalis? Wenn es nach Mechthild Heil, Verbraucherschutzbeauftragte der Unions-Bundestagsfraktion, geht, soll das Gebot der Transparenz für homöopathische Produkte gelten. Die CDU-Politikerin will, dass die Inhaltsstoffe der Präparate ins Deutsche übersetzt werden, denn Verbrauchern bleibe der Grundstoff der Produkte oft verborgen.
„Ich will mehr Ehrlichkeit in die Diskussion bringen“, sagt Heil. „Ich wehre mich dagegen, dass Homöopathie so ein Mäntelchen trägt, alles sei natürlich und gesund, man sammele Kräuter und mache Mittel daraus.“ Tatsächlich würden Dinge verarbeitet, die niemand als Medikament einnehmen wolle.
Hinzu komme, dass durch die Apothekenpflicht und die Kostenübernahme durch Krankenkassen manche Verbraucher homöopathische Mittel für ebenso wirksam hielten wie schulmedizinische Medikamente. „Gerade wenn Menschen krank sind, sind sie besonders verletzlich und anfällig für alternative Heilsversprechen“, sagte sie in der Rhein-Zeitung.
Heil wünscht sich deshalb eine Regelung zur Kennzeichnung von homöopathischen Produkten. In ihrem politischen Umfeld würden bereits kontroverse Diskussionen über das Thema geführt. Konkrete Handlungsmodelle oder Vorhaben gebe es aber nicht, lediglich „interne Abstimmungsprozesse“.
Bei der Deutschen Homöopathie-Union (DHU) hält man eine Einführung deutscher Bezeichnungen für wenig sinnvoll. In der Homöopathie sei eine einheitliche Nomenklatur verbreitet – ein Vorteil, um den in anderen Bereichen noch gerungen werde.
„Auch in der Selbstmedikation bei den Patienten sind die Bezeichnungen gebräuchlich und bekannt“, sagt Firmensprecher Dr. Wolfgang Kern. Außerdem seien die deutschen Übersetzungen zum Teil ungenau und verwirrend: Für Aconitum etwa gebe es mehrere deutsche Namen, wie Sturmhut, Eisenhut oder Mönchskappe.
Viele Fachbegriffe seien eingeführt und teilweise sogar eingängiger als die deutschen Bezeichnungen, zum Beispiel Arnicka, das im Deutschen Bergwohlverleih heiße. „Die Umstellung auf ein uneinheitliches System würde den Verbraucher verwirren statt zur Aufklärung beitragen“, so Kern. Auch die Internationalität werde behindert. „Arnica versteht der Apotheker in der ganzen Welt.“
Entsprechend gebe es auch keinen Wunsch von Verbrauchern nach deutschen Bezeichnungen: „Das Thema ist kein Thema“, so Kern. Zudem gebe es keine Geheimnisse in der Homöopathie: Alle Namen seien im Internet aufrufbar, mit Übersetzung.
Zwischen 1400 und 2000 homöopathische Präparate sind im Einsatz, 95 Prozent der Ausgangsstoffe stammen aus dem pflanzlichen und mineralischen Bereich. „Vom Ausgangsstoff ist oft physikalisch gar nichts mehr vorhanden.“ Laut Kern wirken die Präparate aber über den Placeboeffekt hinaus.
Die DHU gehört zu den größten Herstellern homöopathsicher Arzneimittel, weltweit belegt die Schwabe-Tochter hinter dem französischen Konkurrenten Boiron und dem deutschen Hersteller Heel den dritten Platz.